Zur Zeit der Landnahme siedelten sich die Brüder Ásbjörn und Steinfinnur im südlichen Island in der Gegend der Flüsse Krossá und Markarfljót an. Ásbjörn weihte sein schönes und klimatisch begünstigtes Land dem Gott Thór (Þór) und nannte es Thórsmörk, der Wald des Donnergottes Thór.
Wie kommt ihr nach Thórsmörk?
Von der Ringstraße aus nehmt ihr die Straße 249 zum Seljalandsfoss, einem der schönsten Wasserfälle im südlichen Island und folgt ihr entlang des Gletscherflusses Markarfljót Richtung Norden. Nach wenigen Kilometern beginnt eine Schotterpiste, die sich um den nordwestlichen Teil des Eyjafjallajökull windet.
Nun folgen etwa 20 Pistenkilometer mit einem Dutzend Flussdurchquerungen. Der Wasserstand schwankt stark, eine Furt, die am Vormittag nur knietief ist, kann sich nachmittags als hüfthoch erweisen, deshalb ist immer größte Vorsicht bei den Durchquerungen notwendig.
Island pur: Gletscherzungen auf dem Weg ins Tal des Donnergottes
An Gigjökull and Steinsholtsjökull, Auslassgletschern des Eyjafjallajökull, vorbeifahrend erreicht ihr schließlich das tief eingeschnittene Tal der Krossá.
Links zweigt eine Spur nach Norden ins Húsadalur zu den Volcano Huts ab. Die letzte Furt in diese Richtung, über einen Seitenarm der Krossá, kann bis zu 1 Meter tief sein, ist also auf keinen Fall mit einem normalen Jeep durchquerbar!
Aber es gibt mobile Fußgängerbrücken, den Geländewagen lasst ihr also am besten auf sicherem Grund zurück. Eine weitere Piste führt zu Hütte und Campingplatz im Langidalur, auch dort solltet ihr den Jeep auf sicherem Gelände zurücklassen und die Krossá auf einer Fußgängerbrücke überqueren.
Nehmt ihr die Hauptspur, erreicht ihr schließlich die Hütten und den Campingplatz von Básar im Herzen von Thórsmörk.
Wandertouren für mehrere Tage Aufenthalt
Zwischen den Hütten und Campingplätzen wurden Wanderwege angelegt, die Überquerung der Krossá durch mobile Fußgängerbrücken gesichert. Die Wege verlaufen nicht nur zwischen den Hütten, sondern sind auch an den Talhängen und auf Berggipfeln angelegt.
Magnetische Abweichung beachten!
Wichtig: Falls ihr ausgedehntere Wanderungen plant, solltet ihr euch an den Hütten mit aktuellem Kartenmaterial eindecken, ein GPS ist außerdem sinnvoll. Wer gerne mit Kompass wandert, der sollte bedenken, dass die magnetische Abweichung groß ist!
Außerdem solltet ihr beachten, dass einige Wege im Nichts enden und es regelmäßig zu schnellen Wetterwechseln im Tal von Thórsmörk kommt.
Stakkholtsgjá: Tiefe Schlucht und Wasserfall
Diese Schlucht liegt auf dem Weg ins Tal der Krossá noch vor der Abzweigung ins Húsadalur auf der südlichen Seite der F249. Ein schmaler Steig führt bachaufwärts in die zerklüfteten Hänge unterhalb des Eyjafjallajökull. Je weiter ihr ihm folgt, desto schmaler wird das Tal, der Bach schlängelt sich um herabgestürzte Felsbrocken und moosige Abhänge.
Immer wieder ist der Bach zu überqueren, bis ihr schließlich zwischen hochaufragenden Steilwänden zu einer Engstelle kommt, an der ein Wasserfall, zumindest gefühlt, vom Himmel in das Dämmerlicht der Stakkholtsgjá fällt. Berauschend! Dauer der Wanderung ca. 2h.
Valahnjúkur: Leichte Wanderung mit grandiosem Aussichtspunkt
Wer in den Hütten im Húsadalur oder im Langidalur übernachtet, der kann ganz entspannt und ohne Flussquerung den 458 Meter hohen Valahnjúkur besteigen.
Von den Hütten habt ihr auf dieser sehr leichten Wanderung jeweils etwa 200 Höhenmeter zurückzulegen, das ist für jede/n zu schaffen, und zur Belohnung gibt es ja noch einen atemberaubenden Blick über das Tal der Krossá bis hinüber zur Markarfljót. Richtung Süden erstrecken sich die eisbedeckten Flanken des Eyjafjallajökull, davor liegen zerklüftete, eng gestaffelte Hügelketten. Dauer: max. 2h.
Die Waldrunde zum Hamraskógur
Eine weitere einfache und landschaftlich eher liebliche Runde führt durch den Wald Hamraskógur. Dieses kleine Waldgebiet liegt nördlich des Langidalur und wird nach Norden vom Fluss Þröngá begrenzt.
Der markierte Rundweg ist relativ einfach, läuft durch das besonders im Herbst betörend schöne Birkenwäldchen, führt einige Minuten über einen Fahrweg, bevor er sich über einen Hang auf einen Berg hinaufschlängelt, von dem aus ihr einen schönen Blick Richtung Markarfljót habt. Auf dem Rundweg passiert ihr auch die Ruinen eines alten Bauernhofs namens Steinfinnsstadir sowie die rötlich schimmernden Schlackenkrater Fauksheidi. Wanderung: max. 3h, einfach.
Umrundung des Berges Tindfjöll mit optionaler Gipfeltour
Diese wandertechnisch anspruchsvollere Tour beginnt im Langidalur und führt zunächst am Campingplatz Slyppugil vorbei.
Anschließend verläuft der Weg über mehrere Hangrutschungen entlang einer Schlucht. Auf der einen Seite drohen die zerklüfteten Hänge des 628 Meter hohen Tindfjöll, euch gegenüberliegend seht ihr weglose Geröllhänge.
Gipfelglück gefällig?
Etwas später zweigt ein Wanderweg zum 824 Meter hohen Berg Rjúpnafell ab. Von der Abzweigung solltet ihr one way weitere 90 Minuten bis zum Gipfel des Rjúpnafell einplanen. Der Weg ist markiert, an einigen Stellen kurz vor dem Gipfel jedoch steil und teilweise ausgesetzt. Wenn ihr schwindelfrei und trittsicher seid, werdet ihr am Gipfel mit einem beeindruckenden Bergpanorama belohnt.
Alle anderen, die auf einen höheren Gipfel keinen Wert legen, wandern über einen Aussichtplatz, der sich auch als Picknick-Location eignet, auf der Nordseite des Tindfjöll zurück ins Húsadalur. Wanderung ohne Rjúpnafell: max. 4h, manchmal etwas rutschig.
In zwei Tagen von Thórsmörk zum Skógafoss wandern
Eine der spektakulärsten Wanderungen Islands führt über den Fimmvörduháls. Diese Tour kann in beide Richtungen gegangen werden, Ausgangs- oder Endpunkt sind Thórsmörk und der Skógafoss.
Obwohl die Route sehr häufig begangen wird, darf sie aufgrund der schnellen Wetteränderungen, die zu jeder Jahreszeit auftreten können, nicht unterschätzt werden. Gute Ausrüstung inklusiver warmer Kleidung, Schlafsack und GPS-Kenntnisse sind unbedingt notwendig.
Typisch Island: Rasante Wetterumschwünge
Selbst wenn in Thórsmörk oder in Skógar die Sonne scheint, kann es oben am Gletscher hohe Windgeschwindigkeiten, Nebel oder Graupelschauer geben. Immerhin liegt der Scheitelpunkt der Wanderung fast 1.000 Höhenmeter über den Ausgangs- und Endpunkten und führt euch zwischen zwei Gletschern hindurch.
Tschüss, Skógafoss!
Zwei Tage solltet ihr für diese Tour einplanen, mit einer Hüttenübernachtung zwischen den Gletschern Eyjafjallajökull und Mýrdalsjökull.
Wenn ihr von Skógar aus startet, dann passiert ihr zunächst den Skógafoss und steigt auf der Ostseite des Flusses Skógá vorbei an vielen kleineren Wasserfällen immer höher.
Nach etwa acht Kilometern bergauf über Heidegebiet erreicht ihr die Brücke über den Fluss Skógá. Füllt eure Flaschen auf, denn von dort bis Thórsmörk gibt es kaum mehr trinkbares Wasser.
An der Brücke müsst ihr euch entscheiden, welche Hütte ihr anpeilt. Entweder geht ihr etwa vier Kilometer über die Schotterstraße bis zur Hütte Baldvinsskáli, um dort zu übernachten, oder ihr nehmt die Route zur Hütte Fimmvörðuskáli. Wollt ihr dorthin, dann führt euch ein etwa sieben Kilometer langer Wanderweg westlich der Piste bis zur Hütte.
Über Schnee zum Lavafeld
Ab der Hütte Baldvinsskáli verläuft die Tour nun größtenteils über Schnee und Eis zum Fimmvörðuháls, im Lauf des Sommers ist der Weg jedoch gut ausgetreten.
Nach etwa drei Kilometern erreicht ihr das Lavafeld Goðahraun, das beim Vulkanausbruch des Eyjafjallajökull im Frühjahr 2010 entstanden ist. In der Nähe könnt ihr die Lavahügel Magni und Móði besteigen, von dort oben habt ihr einen fantastischen Blick über das Lavafeld und die eisigen Weiten des Eyjafjallajökull.
Weiter führt der Weg über den Bergrücken Heljarkambur, der Fimmvörðuháls und Morinsheiði verbindet. Da der Weg am Heljarkambur in der Vergangenheit häufig unsicher und rutschig war, wurde schließlich ein Halteseil angebracht.
Nach rauem Gebirge durch sanfte Heide
Habt ihr den Heljarkambur geschafft, erwartet euch die flache und im Vergleich zu den letzten Kilometern zwischen Eis und Lavastrom geradezu lieblich erscheinende Morinsheiði. Die Aussicht vom Ostrand der Morinsheiði ist beeindruckend, bei gutem Wetter ist der Gletscher Mýrdalsjökull mit dem Vulkan Katla zu sehen.
Zwei Wege nach Thórsmörk
Von der Morinsheiði aus gibt es zwei alternative Wanderrouten. Eine führt über die Schlucht Hvannárgil, ist sehr steil und an mehreren Stellen ausgesetzt und rutschig. Sie ist deshalb nur erfahrenen WanderInnen zu empfehlen.
Die zweite Route verläuft geradeaus und ist gut beschildert. Ihr müsst ein paar ausgesetzte, rutschige Stellen überwinden, aber um diese zu entschärfen, wurden an exponierten Punkten Sicherheitsleinen angebracht. Schließlich wird das Terrain flacher und ihr taucht in einen lichten Birkenwald ein, bevor ihr schließlich die ersten Hütten erreicht.
Eine der schönsten Wandertouren Islands liegt hinter euch und ihr seid im Tal von Thórsmörk angekommen. Dauer: 2 Tage. Hochalpines Gelände, gute Ausrüstung und Kondition sowie Schwindelfreiheit notwendig.
Fazit
Für diejenigen, die Südisland bereisen und ein oder sogar mehrere Tage wandern wollen, ist das Tal von Thórsmörk die richtige Wahl. Mit seiner landschaftlichen Vielfalt, unterschiedlichen Übernachtungsoptionen und einem ausgedehnten Wanderwegnetz punktet das Tal des Donnergottes Thór.
Fotos: Thomas Linkel (5), unsplash: Jonatan Pie (5), Bill Dennen, Charlotte Karlsen, Jelle de Gier,Marc Szeglat, Pault Taton (2), Sava Bobov, Toby Elliott, flickr/Ray Swi-hymn (3), Björkur Sigurbjörnsson (2), Onasill-Bill Badzko, The Turducken,