Reisebericht Reykjavík
Reykjavík ist nicht nur die größte Stadt in Island, sondern DIE Stadt auf der Insel, wenn es um Kultur, Nachtleben, Shopping und Ausgangspunkte für Touren in das Umland geht. Hier verraten wir euch die wichtigsten Sightseeing-Tipps für einen Besuch der isländischen Hauptstadt.
Die Perle über der Hauptstadt: Perlan
Wenn ihr euch einen Überblick verschaffen wollt, dann solltet ihr auf den Hügel Öskjuhlíd fahren, der etwas südöstlich des Stadtzentrums von Reykjavík liegt. Auf der Hügelspitze haben die Isländer die Heißwassertanks der Hauptstadt gebaut und das Gebäude mit einer Kuppel versehen, die sich dreht und Perlan (dt. Perle) genannt wird.
Hier findet ihr Ausstellungen zu Geologie und Wasser sowie zum Vulkanismus in Island, dazu eine echte Indoor-Eishöhle, ein 4K-Planetarium inklusive spektakulärer Nordlichtanimation, eine Eisdiele und ein schönes Café. Ihr könnt aber natürlich auch nur auf die 360°-Aussichtsplattform gehen und die Hauptstadt von oben ansehen. Nicht weit von Perlan entfernt, am Fuß des Öskjuhlíd, liegt ein ganz besonderer Strand, den ihr unbedingt besuchen solltet: Nauthólsvík.
Nauthólsvík und noch mehr heißes Wasser
Am Strand von Nauthólsvik wartet ein typisch isländisches Badeerlebnis auf euch: Hier wird heißes Wasser in eine künstlich angelegte Lagune in der Meeresbucht gepumpt und sorgt so im Sommer für ein erfrischendes Bad mit einer durchschnittlichen Temperatur von 15°–19°C. Im Winter ist das Wasser natürlich etwas kühler, aber es warten ja Hotpots und Dampfbäder am Strand auf euch, hier wärmt ihr euch wieder auf und habt Meeresblick inklusive.
Falls ihr jetzt Lust auf mehr heißes Wasser bekommen habt, dann könntet ihr in den Stadtteil Laugardalur gehen und dort das größte Schwimmbad der Stadt besuchen, ein Freibad mit langen Rutschen, 50-Meter-Schwimmbecken und vielen Hotpots. Oder ihr besucht Sundhöll Reykjavíkur, das auch Sundhöllin genannt wird, das älteste öffentliche Schwimmbad von Island und das einzige Schwimmbad im Stadtzentrum von Reykjavík. Auch hier gibt es einen geheizten Außenpool, eine Schwimmhalle und natürlich Hotpots.
Infinity Pool in der Stadt
Wem nach außergewöhnlicher Architektur und tollem Interieur Design, beeindruckenden Meeresblicken, Panoramasauna und sensationellem Infinity Pool ist, der sollte unbedingt die Sky Lagoon in Kópavogur (schließt direkt an Reykjavík an, von Nauthólsvík in 10 Minuten zu erreichen) besuchen.
Aber die Stadt Reykjavík hat darüber hinaus noch einige andere öffentliche Schwimmbäder, wo ihr überall in heißem Wasser baden könnt. Vom Sundhöll Reykjavíkur sind es nur ein paar Meter zu einem weiteren, diesmal kulturellen Highlight der Hauptstadt.
Kultur seit 1909: Das Einar-Jónsson-Museum
Der Künstler Einar Jónsson war der erste international bekannte Bildhauer aus Island. Im Jahr 1909 schenkte er alle seine Werke dem isländischen Volk, aber unter der Bedingung, dass dafür ein Museum gebaut würde. Mit staatlichen Geldern und privaten Spenden wurde das Museum, das gleichzeitig Wohnung, Atelier und das erste Kunstmuseum der Insel überhaupt war, schließlich 1923 eröffnet.
Der Standort des Hauses, das heute mitten im Stadtzentrum von Reykjavík liegt, war zur damaligen Zeit lediglich ein unbewohnter Lavahügel außerhalb der Hauptstadt – was Einar Jónsson zunächst ziemlich enttäuschte.
In der Stadtmitte
Die isländische Hauptstadt ist seitdem kontinuierlich gewachsen, und heute liegt das Museum mitten in der Innenstadt gegenüber der Hallgrímskirkja. Noch heute könnt ihr im obersten Stockwerk die Wohnung des Künstlers und seiner Frau Anna Jorgensen besichtigen.
In den übrigen Stockwerken finden sich spektakuläre Plastiken und Statuen, z.B. „Skuld“, übersetzt „Schuld“, ein gestürztes Pferd, das einen Menschen unter seinem Körper begräbt, oder die Statue des Norwegers Ingólfur Arnarson, mit dem die erste permanente Besiedlung von Island begann und der schließlich auf dem Arnarholl-Hügel siedelte, dem Ur-Kern der Stadt Reykjavík.
Ein Abdruck dieser Statue steht heute auf diesem Hügel nicht weit von der Konzerthalle Harpa entfernt. Besonders spektakulär wirken die Arbeiten Jónssons im Museum, weil sie vor kräftig bemalten Wänden platziert sind. Haben wir eure Lust auf mehr Kultur geweckt? Wie wäre es mit atemberaubender Aussicht inklusive beeindruckender Architektur? Beides findet ihr direkt gegenüber dem Einar Jónsson Museum in der Hallgrímskirkja.
Kirche auf Hügel: Die Hallgrímskirkja
Sie ist die größte Kirche von Island und steht auf einem Hügel mitten im Stadtzentrum. Ihre Fassade hat modernistische Anklänge, die gestufte Front erinnert an Basaltblöcke, wie sie zum Beispiel am Strand Reynisfjara im Süden von Island zu sehen sind. Sehenswert ist auch der hohe, lichtdurchflutete Innenraum der Kirche, und wenn ihr schon da seid, dann solltet ihr unbedingt mit dem Aufzug auf den Kirchturm fahren, um Reykjavík aus der Vogelperspektive zu sehen.
Beinahe sternförmig verlaufen die Straßen von der Hallgrímskirkja ins Stadtzentrum. Zwischen Frakkastígur und Skólavördustígur, die mit dem Laugavegur ein Dreieck bilden, findet ihr nicht nur unzählige Shopping-Möglichkeiten, sondern auch Restaurants, Bars und Clubs, um das Nachtleben der Hauptstadt zu genießen. In diesem Dreieck schlägt das Herz der isländischen Hauptstadt!
Geht ihr den Skólavördustígur hinunter und biegt auf den Laugavegur, seht ihr bereits nach ein paar Minuten auf der rechten Seite die berühmte Konzerthalle Harpa und daneben den Alten Hafen.
Der Alte Hafen
Aus dem Alten Hafen heraus ist Reykjavík über die Jahrhunderte gewachsen. Noch immer findet ihr hier Trawler, Werftanlagen und Lagerhallen, aber ein größerer Teil wurde in schicke Restaurants mit isländischer oder internationaler Küche, coole Bars, Pubs und Hotels umgewandelt.
Von hier starten aber auch Whale-Watching-Touren, und Richtung Westen findet ihr einige Galerien und Museen wie das Reykjavík Museum of Photography (Ausstellungen isländischer Fotografie sowie Werke ausländischer FotografInnen), das Maritime Museum oder The Settlement Exhibition.
Noch mehr Kultur gefällig?
Daran anschließend könntet ihr den Tjörnin, den kleinen See an der Nationalgalerie (Listasafn), umrunden, auf einer Bank frische Fish and Chips essen und anschließend einen Hügel hinauf bis zum National Museum spazieren, um außergewöhnliche Stücke der isländischen Kulturgeschichte anzusehen.
Die Nationalgalerie zeigt v.a. Werke isländischer Künstler wie die Maler Ásgrímur Jónsson und Jóhannes Sveinsson Kjarval sowie Wechselausstellungen. Habt ihr Lust auf mehr Kultur? Dann geht doch zurück zur Konzerthalle Harpa, und falls ihr abends ausgehen wollt: Das Zentrum zwischen Altem Hafen und Tjörnin ist – wie das Gebiet rings um Laugavegur – ein echter Nachtleben-Hotspot.
Konzerthalle Harpa
Die Harpa liegt direkt am Alten Hafen, und in ihrer weltberühmten Glasfassade spiegeln sich die Segelboote. Nachdem es während der Bankenkrise Finanzierungsprobleme gab, hat sich die Harpa in den vergangenen zehn Jahren zu einem DER Wahrzeichen von Reykjavík, aber auch zu einem Zentrum für Kultur in Island entwickelt, das internationale Anerkennung genießt.
Blick auf Stadt und Meer
Von den verschiedenen Stockwerken bieten sich sensationelle Blicke auf den Nordatlantik und die umliegenden Berge. 365 Tage im Jahr finden hier Kulturveranstaltungen mit nationalen und internationalen KünstlerInnen statt. Ihr könnt aber auch einfach Kaffee trinken, eine Kleinigkeit mit Aussicht auf die Stadt verspeisen oder eine geführte Tour durch das ikonografische und für seine außergewöhnliche Architektur mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Haus buchen. Harpa bedeutet übersetzt „Harfe“, ist aber auch gleichzeitig der Name eines Spätfrühlingsmonats im altnordischen Kalender.
Sun Voyager
Die Sun Voyager (isländ. Sólfarid) ist in Zeiten von Instagram einer der wichtigsten Fotostopps in Reykjavík geworden, aber ihr solltet euch etwas mehr Zeit nehmen und die besondere Stimmung genießen. Wenn ihr von der Harpa aus am Meer entlanggeht, erreicht ihr die beeindruckende Stahlskulptur von Jón Gunnar Árnason bereits nach ein paar Minuten.
Das Kunstwerk erinnert an ein Wikingerschiff, und findet man den richtigen Blickwinkel, scheint das Schiff zwischen Meer und Himmel zu schweben, die Gedanken der BetrachterInnen verschmelzen mit Skulptur und Umwelt. Besonders eindrücklich erscheint die Sun Voyager zur Zeit der Mitternachtssonne, wenn sie auf den flach fallenden Sonnenstrahlen zu segeln scheint. Wenn ihr noch etwas mehr Zeit habt, dann solltet ihr am Meer weiterspazieren, bis ihr auf ein Haus trefft, in dem Weltgeschichte geschrieben wurde.
Ein Gebäude, das Geschichte schrieb: Das Höfdi
Das weiß gestrichene, auffällige Gebäude hat eine wechselvolle Geschichte. Erbaut wurde es im Jahr 1909 für den französischen Konsul Jean-Paul Brillouin, danach lebten hier zwei angesehene isländische Familien, bis es von 1938 bis Kriegsende den britischen Botschafter beherbergte. Neben Winston Churchill stattete auch Marlene Dietrich dem Höfdi einen Besuch ab. 1958 wurde es von der Stadt Reykjavík gekauft, aufwändig renoviert und anschließend für städtische Veranstaltungen und Empfänge genutzt.
Weltberühmt wurde das Höfdi im Oktober 1986, als sich Michail Gorbatschow und Ronald Reagan hier zu einem Gipfeltreffen verabredeten, das das Ende des Kalten Krieges einläutete. Damals wurde eine Erklärung unterzeichnet, die die Unabhängigkeit der baltischen Staaten vereinbarte. Island war die erste Nation weltweit, die diese Unabhängigkeit anerkannte.
Shoppen und Schlemmen auf dem Laugavegur
Wenn euch nach all der Kultur der Sinn nach Shopping steht, dann lauft einfach vom Höfdi Richtung Süden und biegt die dritte Straße nach rechts ab. Nun seid ihr auf dem Laugavegur, einer der ältesten Straßen der Hauptstadt, wo früher die Wäsche in großen heißen Becken gesäubert wurde.
Heute findet ihr zwar noch den einen oder anderen Waschsalon, aber Laugavegur ist DIE Einkaufsstraße in Island schlechthin. Für einen kulinarischen Stopp könnt ihr in der Hlemmur Food Hall vorbeischauen und in einem der Lokale speisen, bevor ihr euch wieder gestärkt in den Shopping-Trubel oder das Nachtleben stürzt.
Ausflüge und Aktivitäten in der Umgebung
Die Hauptstadt bietet sich auch als Ausgangspunkt für Touren in die Umgebung an. Wer gerne wandert, sollte den Berg Esja (914 Meter) besteigen, der ca. 10 Kilometer nördlich der Hauptstadt liegt und auf gut beschilderten Wegen einfach zu begehen ist.
Von Reykjavík aus könnt ihr Whale-Watching-Touren in die Bucht Faxaflói unternehmen oder zum Hochseeangeln aufbrechen, Ausgangspunkt ist jeweils der Alte Hafen.In der Nähe der Stadt findet ihr aber auch einige Anbieter von Reittouren. Einige Unternehmen bieten für erfahrene ReiterInnen sogar mehrtägige Ausflüge zu Pferd an.
Vielleicht habt ihr aber auch Lust, auf einem der acht Golfplätze der Stadt abzuschlagen oder euch ein Fahrrad zu mieten und einen Ausflug inklusive Picknick in die Umgebung zu machen.
Egal, wonach euch ist: Reykjavík bietet alles, von Kultur über Shopping und Nachtleben bis hin zu unvergesslichen Erlebnissen in der Natur – und das alles auf einem kleinen, überschaubaren und sicherem Gebiet. Wenn ihr jetzt in der Nähe ein Ferienhaus sucht, dann schaut doch hier vorbei.
Bilder: Thomas Linkel (19), Carina Pilz (2), Unsplash: Pedro Netto, Einar H Reynis, Anthony Delanoix