Namensgeber aus Norwegen
Der erste Siedler in Hafnarfjördur, wenn auch nur sehr kurz, scheint der Norweger Flóki Vilgerdarson gewesen zu sein, der im Jahr 860 n. Chr. in die geschützte Bucht einfuhr.
Flóki und seine Leute blieben nur ein Jahr an der Westküste, dann zwang sie der gnadenlose Winter zur Rückkehr nach Norwegen. Bevor Flóki wieder auf seinem Drachenschiff davonruderte, stieg er auf einen Berg, erblickte nichts als Schnee und Eis und gab dem Land den Namen „Island“ „Eisland“.
Zum Baden nach Hafnarfjördur
Ganz so dramatisch dürft ihr euch die ehemalige Hansestadt heute natürlich nicht vorstellen. Im Winter kann zwar schon mal ein Schneesturm weiße Pracht auf den Straßen und den bunt gestrichenen Häusern abladen, aber frieren braucht ihr trotzdem nicht.
Die drei Schwimmbäder der Stadt werden mit heißem Wasser beheizt, bei 40 Grad Celsius lässt sich jeder Winter im Hotpot gemütlich aussitzen, und die Küsten-Lage sorgt dafür, dass der Schnee meistens nach ein paar Tagen wieder verschwindet.
Dampfendes Lavafeld auf dem Gemeindegebiet
Wenn euch das noch nicht warm genug ist, dann könntet ihr zum Vulkan Fagradalsfjall wandern, der auf dem Gemeindegebiet von Hafnarfjördur liegt. Der Vulkan hat in den Jahren 2021-22 große Mengen Lava ausgespuckt, die an vielen Stellen noch so heiß sind, dass sie dampfen.
Vulkanisch aktives Gebiet im Südwesten von Island
Fagradalsfjall liegt vom Stadtzentrum nur knapp 40 Kilometer entfernt. Vom Parkplatz aus sind verschiedene Wanderwege ausgeschildert, die euch in das Gebiet rund um den Vulkan führen.
Und wer weiß, vielleicht könnt ihr sogar das beeindruckende Spektakel eines Vulkanausbruchs aus der Nähe erleben, das Areal ist vulkanisch immer noch sehr aktiv. Und das gilt nicht nur für diesen Bereich, sondern für die gesamte Halbinsel Reykjanes im Südwesten von Island.
Hafnarfjördur, deutsche Partnerstadt ist übrigens Cuxhaven, besitzt einen ausgezeichneten Hafen, den ihr bei einem Spaziergang direkt von der Stadtmitte aus und am Ufer des Meeres entlang, erkunden könnt. Kleine Fischerboote schaukeln neben hochtechnisierten Trawlern auf den Wellen, an den Kais mit den Containerschiffen segeln Kinder in Jollen vorbei.
Tausende Jahre altes Lavafeld als Siedlungsfläche
Rund um den Hafen ziehen sich die Wohngebiete der etwa 30.000 Einwohner zählenden Stadt die sanften Hügel entlang, die von Lavaströmen des vor ca. 7.200 Jahren ausgebrochenen Vulkans Búrfell stammen. Rund um den knapp 7 Kilometer entfernten Búrfell wurden schöne Wanderwege in das sich über 18 Quadratkilometer ersteckende Lavafeld Búrfellshraun gelegt.
Innenstadt mit Parks, bunten Häusern und Elfen
Die Innenstadt von Hafnarfjördur erstreckt sich über wenige Straßenzüge vom See Laekurinn und der Hafnarfjardarkirkja im Osten und Süden bis in den Norden zum Park Hellisgerdi.
Im Park, zwischen Lavafelsen, Birken und Erlensträuchern, liegen Unterkünfte von Gnomen, Elfen und Zwergen. Zumindest ist das in der „Elfenkarte“ vermerkt, die die Seherin Erla Stefánsdottir vor ihrem Tod angefertigt hat.
Wie viele Bewohner von Hafnarfjördur wirklich an Elfen glauben, lässt sich schwer sagen. Die Aussage „Wer weiß schon wirklich, was es alles zwischen Himmel und Erde gibt“ bekommt man in diesem Zusammenhang häufiger zu hören.
Und wer einmal durch ein verwunschenes Lavafeld gewandert ist, kann sich durchaus vorstellen, dass es mehr als das gibt, was mit dem bloßen Auge zu sehen ist.
Also, wenn ihr euch auch nicht sicher seid, dann kauft doch einfach die Karte mit den Elfenwohnungen „Hulidsheima“ in der Tourist-Info und geht mit offenen Augen, aber vor allem offenem Herzen auf Entdeckungstour in die Welt der verborgenen Wesen.
Engländer gegen Hanse
Handfester verlief die Entwicklung der ehemaligen Hansestadt. Bereits Anfang des 15. Jahrhunderts kamen englische Händler, um sich den geschützten Hafen und die guten Fischbestände im Südwesten von Island zu sichern.
Mit den Kaufleuten der Hanse begannen viele Jahrzehnte der Rivalität, bis ein kriegerisches Gefecht im 16. Jahrhundert zur Niederlage der Engländer führte und Hafnarfjördur fortan Hansastadt war. Die Kaufmannsgilde baute Kontore und Wohnhäuser, die Stadt florierte.
Shopping in der ehemaligen Hansestadt
Wenn euch heute nach Shopping ist, dann solltet ihr die Strandgata entlangwandern, an der schon zu Zeiten der Hansestadt der Handel blühte.
Dort findet ihr eine Vielzahl kleiner Geschäfte, Modeboutiquen, Buchläden, Cafés und Galerien. Die meisten befinden sich in niedrigen, meist zweistöckigen mit farbig gestrichenem Wellblech verkleideten Häusern, und der Service ist überall sehr persönlich.
Eintauchen in die Welt des 19. Jahrhunderts
Am westlichen Ende der Strandgata stoßt ihr auf das Hafnarfjördur Museum (Vesturgata 6). Oder zumindest auf einen Teil davon, denn das Museum ist auf drei Häuser verteilt.
Im „Pakkhúsid“ genannten , blau gestrichenen Bau, einem ehemaligen Lagerhaus, das 1865 gebaut wurde, findet ihr Ausstellungen zur sozialen, wirtschaftlichen und geografischen Entwicklung der Stadt von der Gründung der Siedlung bis in die heutige Zeit.
Neben dem „Pakkhúsid“ liegt das Sívertsen-Húsid. Es wurde 1803 in Kopenhagen gebaut und dann nach Hafnarfjördur transportiert und ist das älteste noch erhalten Gebäude der ehemaligen Hansestadt. Es gehörte Bjarni Sívertsen, einem Unternehmer, der im Handel, der Fischerei und im Werftbereich tätig war und maßgeblich zur wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt im Südwesten von Island beitrug.
Das Museum ist mit Möbel von Bjarnis Familie und ihm eingerichtet und erlaubt so eine Zeitreise zurück zum Beginn des 19. Jahrhunderts in Island. Bjarni Sívertsen wird der „Vater von Hafnarfjördur“ genannt und soll zu seinen Lebzeiten mehr Geld besessen haben als die isländische Regierung. Eine faszinierende Lebens- und Familiengeschichte, die hautnah in dem mintgrün gestrichenen Haus nachzuvollziehen ist.
Großartige Kunst und Kultur am Meer
Wenn ihr an moderner Kunst interessiert seid, dann solltet ihr unbedingt im Kunst- und Kulturzentrum Hafnarborg vorbeischauen. Das Museum geht auf Ingibjörg Sigurjónsdóttir und ihren Mann Sverrir Magnússon zurück, die ihre imposante Kunstsammlung und ihr Haus an der Strandgata 34 im Jahr 1983 der Stadt vermachten.
Daraus entwickelte sich eine der wichtigsten Adressen für Kultur und Kunst nicht nur in Hafnarfjördur, sondern in ganz Island. Besucht also unbedingt das Museum und lasst euch von isländischer sowie internationaler Kunst begeistern. Und falls ihr eine Abendveranstaltung sucht, dann werdet ihr dort auch fündig: Regelmäßig finden Lesungen, Vorträge und Konzerte in Hafnarborg statt.
Wikingerschmaus und regionale Küche
Spaziert ihr vom Kulturzentrum an der Strandgata mit dem Hafenbecken rechts von euch weiter nach Süden, stoßt ihr auf ein prächtiges Holzhaus mit Drachenköpfen an den Giebelenden. Im „Fjörukráin“ könnt ihr unter anderem an einem „Wikingermahl“ teilnehmen. Dabei stehen Trockenfisch, Wikingerschnaps, Lamm, Skyr und fermentierter Hai auf dem Menü.
Etwas gediegener geht es weiter südlich im Restaurant „Von mathús“ zu. In der offenen Küche werden hervorragende Fisch- und Gemüsegerichte zubereitet, die Atmosphäre im Lokal ist entspannt, die Einrichtung modern-einfach, Gegenstände aus der Seefahrt treffen auf unverputzte Wände. Gegenüber liegen dann schon die ersten Fischerboote und Trawler an den Kais, in einer Werft wird geschweißt und lackiert.
Von dort habt ihr einen guten Blick über die Bucht und die sie umgebende, ehemalige Hansestadt im Südwesten von Island, die auf jeden Fall einen Besuch wert ist.
Fotos: City Hafnarfjördur (12), Reykajnes Tourism (1), Einar Jonsson (1), Thomas Linkel (1)