Akureyri wurde zwar bereits im 16. Jahrhundert namentlich erwähnt, aber mehr als ein dänischer Handelsposten scheint bis zum 18. Jahrhundert nicht bestanden zu haben. 1786 lebten hier 12 Einwohner, und es dauerte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, bis sich die Stadt als Handelsmittelpunkt für landwirtschaftliche Produkte aus dem Eyafjördur und als Zentrum von Fischfang und Fischverarbeitung wirklich etabliert hatte. Seitdem ist der Ort stetig gewachsen, hat aber seinen Kleinstadtcharme behalten. Was gibt es dort zu entdecken?
Kirche über der Stadt
Um euch einen Überblick zu verschaffen, solltet ihr auf den Hügel steigen, auf dem das Wahrzeichen der Stadt steht, die Akureyrarkirkja, ein prägnantes Bauwerk, das 1940 fertiggestellt wurde und über herrliche Glasfenster über dem Altar verfügt.
Vom Hügel könnt ihr nicht nur die Stadt überblicken, sondern auch ihre günstige Lage am Eyafjördur, dem Hafen, in dem im Sommer häufig Kreuzfahrtschiffe anlegen, und den gegenüberliegenden Hang, an dem sich einige Ferienhäuer mit atemberaubender Aussicht befinden, zum Beispiel das Hrafnasteinn. Von der Kirche aus könnt ihr den Eyrarlandsvegur am Hang entlangspazieren und erreicht bald den Botanischen Garten.
Der Botanische Garten von Akureyri
Dieser öffentliche Park existiert seit 1912 und wurde 1957 um den botanischen Gartenteil erweitert. Das besondere Mikroklima des Eyjafjördur erlaubt es, 430 einheimische Pflanzensorten sowie 6600 Arten gebietsfremder Fauna zu kultivieren. Auf jeden Fall ein Ort, um eine Verschnaufpause unter großen Bäumen auf einer der Bänke einzunehmen, bevor ihr euren Stadtrundgang fortsetzt.
Wenn ihr 5 Minuten weiter Richtung Süden und den Naustavegur zum Wasser hinuntergeht, passiert ihr das Motorcycle Museum of Iceland, das aus einer beeindruckenden Privatsammlung entstand und 100 Jahre Motorradgeschichte Islands präsentiert. Ein paar wenige Schritte weiter wird im Akureyri Museum noch mehr Geschichte erzählt.
Akureyri Museum
Dort findet ihr zwei permanente Ausstellungen mit einer Vielzahl an historischen Fotografien und Exponaten, die sich mit der Besiedlungsgeschichte der Hafenstadt bis in die Zeit der Wikinger beschäftigen. Im Garten könnt ihr euch in die Sonne setzen oder die Kirche nebenan besuchen, bevor ihr euren Weg zum Nonni-Haus fortsetzen könntet.
In diesem von Wind und Wetter beinahe schwarz gebeiztem Holzhaus von 1850 (das damit eines der ältesten Gebäude im Norden von Island überhaupt ist) wuchs der Schriftsteller und Jesuitenpater Jón Sveinsson auf, der sich später den Künstlernamen Nonni gab.
Das Haus von Nonni
Im Alter von 13 Jahren verließ Nonni seine Heimat Island, um in Amiens, Frankreich, zur Schule zu gehen und schließlich Jesuitenpater zu werden. Seine Kindheitserlebnisse in der Hafenstadt Akureyri und im Eyjafjördur dienten ihm schließlich als Inspiration für Geschichten, die auf der ganzen Welt in mehr als 30 Sprachen veröffentlicht wurden. In Deutschland ist er v.a. durch die Fernsehserie „Nonni und Manni“ bekannt geworden.
Hoch in die Luft
Für alle, die sich über die Geschichte der Luftfahrt in Island informieren wollen, liegt zwei Kilometer weiter nach Süden der Flughafen von Akureyri, auf dessen Gelände sich das Icelandic Aviation Museum befindet.
Immer im Juni steigt die jährliche Flugschau des Museums, bei der noch flugfähige Modelle aus dem Hangar gerollt werden und sich in die Lüfte erheben. Am Boden findet ihr top restaurierte historische Flugzeuge und erfahrt Spannendes über die Anfänge der Fliegerei in Island.
Ihr habt nun die südlichsten Ausläufer der Hafenstadt erreicht und solltet euch jetzt am Ufer des Eyjafjördur nach Norden wenden. Hinter der Anlegestelle für Walbeobachtungstouren auf den Fjord liegt das Hof Cultural and Conference Center.
Hof Cultural and Conference Center
Der direkt am Meer gelegene imposante Rundbau mit Design-Anlehnung an isländischen Säulenbasalt ist Heimat des North Iceland Symphony Orchestra und der Akureyri Theatre Company.
Wenn ihr Zeit habt, solltet ihr unbedingt Aufführungen der beiden bedeutenden Institutionen besuchen. Falls ihr nur auf der Durchreise seid, könnt ihr zumindest im Restaurant Eyrin Köstlichkeiten probieren oder einfach nur einen Kaffee und Kuchen bestellen und von der Terrasse den Meeresblick genießen.
Dem Kulturzentrum Hof gegenüber nach Norden liegt der Oddeyri-Distrikt, das zweitälteste Stadtviertel der Hafenstadt. Entlang der Strandgata findet ihr mehrere restaurierte Häuser, die aus der Zeit von Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts stammen. Hinweisschilder erzählen ihre Geschichte.
Ampeln mit Herz
Wenn ihr die große Kreuzung vor dem Kulturzentrum überquert, dann fallen sie euch bestimmt ins Auge: die Ampeln mit Herz. Diese besonderen Herzen leuchten auf Ampeln seit dem Finanzcrash des Jahres 2008, als man ein positives Signal setzen und darauf hinweisen wollte, was im Leben wirklich zählt: menschliche Kontakte, Zusammenhalt und Liebe.
Folgt ihr nicht nur eurem Herzen, sondern der Strandgata und entfernt euch vom Meer, stoßt ihr auf den Rádhústorg-Platz. Zwar stand das Rathaus von Akureyri niemals hier, der Platz dient den Einwohnern seit jeher aber als Versammlungsort oder um sich privat zu verabreden, denn hier beginnt die Hafnarstraeti, die Hauptgeschäftsstraße der Hafenstadt. Hier findet ihr Modeboutiquen, Buchhandlungen, Restaurants, Imbissbuden, Cafés, Clubs und Galerien.
Das Café am Puls der Hafenstadt
Ein guter Platz, um das städtische Flair auf euch wirken zu lassen, ist die Terrasse des Kaffi Ilmur an einem Hang etwas oberhalb der Hafnarstraeti. Das Ilmur befindet sich in einem Haus von 1916, das zunächst als Sattlerei genutzt wurde.
Über die Jahre hat es ganz verschiedene Geschäfte beherbergt, aber seit einiger Zeit wird es als Café genutzt. Hier könnt ihr in der Sonne sitzen, hervorragenden Kaffee trinken, opulente Kuchen und Torten oder saftige Quiche essen und dabei dem Leben in der größten Stadt in Nordisland beim Pulsieren zusehen.
Ausflüge ab Akureyri in den Norden
Habt ihr Lust, Akureyri als Ausgangspunkt für Ausflüge im Norden von Island zu nutzen? Dann mietet euch doch ein Ferienhaus mit sensationellem Blick auf die Hafenstadt sowie den Fjord und plant 3 bis 4 weitere Tage ein.
Grasbewachsenes Pfarrhaus am Fjord
Unbedingt besuchen solltet ihr das alte Pfarrhaus Laufás, heute ein Museum, das in Einrichtung und Bauform die Zeit Anfang des 20. Jahrhunderts widerspiegelt. Unter mehreren grasbewachsenen Giebeln wohnten zwischen 20 und 30 Personen, die für die Bewirtschaftung benötigt wurden, erst 1936 wurde das neue Pfarrhaus nebenan erbaut.
Von Laufás aus könnt ihr über den beeindruckenden Pass Víkurskard oder zurück Richtung Akureyri fahren und dabei den mautpflichtigen Tunnel Vadlaheidargöng nutzen, um auf der Ringstraße zum Wasserfall Godafoss zu gelangen.
Godafoss: Der Wasserfall der Götter
Schon vom Parkplatz ist die Gischtwolke zu sehen, und dann müsst ihr erst mal nur entscheiden, auf welcher Seite des Flusses Skjálfandafljót ihr euer Godafoss-Abenteuer beginnt.
Auf beiden Seiten führen befestigte Wege zu Aussichtsplattformen, von denen ihr den majestätischen Wasserfall beobachten und fotografieren könnt, auf der östlichen Seite führen sogar Steinstufen bis hinunter ans Ufer für das perfekte Selfie.
Abwechslungsreicher Norden: Der See Mývatn
Etwas mehr als 50 Kilometer weiter auf der Ringstraße nach Osten und ihr erreicht den See Mývatn. Hier solltet ihr einen ganzen Tag einplanen, um all die bizarren Lavaformationen, das Hochthermalgebiet von Hverarönd, Hverfjall, den größten Ringkrater der Welt, das geothermische Kraftwerk am Vulkan Krafla und die unzähligen Pseudokrater zu entdecken.
Von hier könntet ihr den Diamond Circle in Angriff nehmen und den wasserreichsten Wasserfall Europas, den Dettifoss, besuchen.
Von Akureyri Richtung Westen
Einen weiteren Tag solltet ihr einplanen, wenn ihr von Akureyri Richtung Westen aufbrecht. Vielleicht wollt ihr ja eine Wandertour auf den Hausberg der Hafenstadt, den Súlur (1.213 m), unternehmen, dann liegt eine Wanderung (4–7 h) mit sensationellen Blicken auf den Eyjafjördur vor euch.
Wem das zu schweißtreibend ist, der könnte mit dem Mietwagen die Halbinsel Tröllaskagi umrunden und dabei schöne Fischerdörfer, verlassene Höfe und sehr viel raue, unberührte Natur erleben. Oder ihr schwingt euch im Skagafjördur auf ein Islandpferd und lasst euch bei einem Ausritt im Tölt den Wind um die Nase wehen oder paddelt auf einer River Rafting Tour den Fluss Bakkaflöt hinab. Was auch immer ihr im Norden unternehmen wollt: Akureyri ist dafür ein perfekter Ausgangsort.
Bilder: Thomas Linkel, Carina Pilz, North Iceland Tourism, Unsplash: Lachlan Gowen, Heloise Delbos, Jeremy Bezanger, Emily Crawford