Mietwagen in Island: Freie Fahrt für entspanntes Cruisen
Klar, Islands grandiose Natur lässt sich auch per pedes, Rad, Bus oder Pferd erleben (nicht per Zug, den gibt es nicht). Am besten rum kommen UrlauberInnen aber mit dem Mietwagen. Wer sich vor der Rundreise Gedanken über Route und Tourcharakter macht und vor Ort ein paar Aspekte beachtet, kann sich auf relaxte Fahrtage freuen.
Eine beliebte Frage, die Island-Neulingen gern gestellt wird: Wie lange braucht es wohl für eine Inselumrundung auf der berühmten Ringstraße? Netto wohlgemerkt, also ohne Besichtigungen und Fotostopps (die angesichts der hochkarätigen Hingucker wie der Blauen Lagune, dem Gullfoss-Wasserfall und dem Mývatn-See ohnehin die meiste Zeit in Beschlag nehmen)?
Die von den wenigsten richtig beantwortete Lösung lautet: rund 16 Stunden für die 1332 Kilometer lange Strecke. Und das bei einer tipptopp ausgebauten Teerstraße, die weder ein besonderes Auto noch besondere Fahrkenntnisse voraussetzt. Erkenntnis: Die Entfernungen sind größer als gedacht, und nicht zuletzt aufgrund des dürftigen öffentlichen Nahverkehrs stellt der Mietwagen die am weitesten verbreitete Art dar, Island via Rundreise kennenzulernen.
Stau? Höchst selten!
Es ist zudem die einfachste Art. Auf den etwa 13.000 Straßenkilometern (von denen gut ein Drittel asphaltiert ist) herrscht Rechtsverkehr und der ist insbesondere außerhalb von Reykjavík überschaubar. Komplizierte Straßenführungen gibt es in Island – mal von so manchem Einbahnstraßengewirr in der Kapitale abgesehen – ebenso wenig wie Staus. Die kommen höchstens mal zur Rushhour auf den Hauptverkehrsadern der Hauptstadt vor. Plus: Beim Anmieten eines Mietwagens in Island genügen Kreditkarte sowie einfacher EU-Führerschein, es bedarf keines internationalen Führerscheins. Außerdem dürfen in der Regel alle ab 18 Jahren hinters Steuer, zumindest hinter das eines Kleinwagens (und für eine Rundreise für zwei Personen auf der Ringstraße sollte der reichen).
Größeres Auto? Höheres Alter!
Für SUVs und Co. gelten mitunter strengere Auflagen, sprich ein Mindestalter von 21. So oder so wird bei Unter-25-Jährigen meistens (nicht immer!) eine „young driver surcharge“ fällig. Derartige Aufpreise lassen sich an anderer Stelle wieder wettmachen. Wie? Indem man den Mietwagen einige Wochen im Voraus bucht und entsprechende Rabatte einfährt. In den gefragten Sommermonaten und wenn eine bestimmte Wagengröße oder explizit ein Automatikgetriebe (manuelle Schaltung ist Standard) gewünscht wird, empfiehlt sich ohnehin dringend rechtzeitiges Reservieren. Zwar sind echte Engpässe zwischen Juni und August eher selten, aber teurer als im Rest des Jahres wird es allemal.
Ein Mietwagen kostet nicht die Welt
Generell ein Wort zu den Kosten: Die Benzinpreise unterscheiden sich in Island kaum von denen in Deutschland. Der Preis für den Mietwagen selbst ist zwar kein Schnäppchen, aber auch nicht exorbitant hoch. Gegenüber der Spontanbuchung vor Ort ist die „Fernbuchung“ fast immer die bessere Wahl. Gut zu wissen: Diese kann auch eine andere Person mit ihrer Kreditkarte tätigen. Wichtig ist nur, dass die beim Ausleihvorgang vorgelegte Karte (meist wird ohnehin nur die Nummer abgeschrieben für den Fall der Fälle) dem tatsächlichen Fahrer des Mietwagens gehört.
Vom Flieger ins Auto (oder in den Shuttlebus)
Da die meisten Touristen mit dem Flugzeug in Island einreisen, überrascht es kaum, dass am Internationalen Airport Keflavík die meisten Mietwagenanbieter zu finden sind. Den Mietwagen erhält man an den Schaltern der Anbieter in der Ankunftshalle oder die Anreisenden werden mit einem Schild mit dem Namen auf der Buchung und/oder dem Namen der Vermietung erwartet.
Alternativ geht es per Shuttle-Bus zur Mietstation in Keflavík. Variante Nummer drei: den Flughafenbus nach Reykjavík nehmen, um den Mietwagen dort in Empfang zu nehmen. Entweder holt es der Kunde bei der entsprechenden Agentur ab oder es wird zur vereinbarten Unterkunft gebracht. Es lohnt sich also, seinen Anbieter nach Möglichkeiten zu fragen. Kommunikation im Vorfeld ist ohnehin das A und O … Das gilt auch für Reiseveranstalter, die eigentlich Ausflüge und Touren anbieten, aber auch Rundreisen für Selbstfahrer im Programm haben.
Durchblick im Versicherungsdschungel
Was es bei der eigentlichen Mietwagen-Übernahme zu beachten gilt? Zum einen sind da die All-time-Tipps und die gelten natürlich auch in Island: Das Auto genau inspizieren. Gegebenenfalls Handyfotos von zweifelhaften Dellen oder Kratzern machen. Die Mängelliste gegenchecken. Die Frage klären, ob der Mietwagen voll oder leer zurückgegeben werden muss (besser, weil günstiger: vollgetankt). Und zum anderen sollte man sich fragen, wie viel Versicherungsschutz angebracht ist – was stark von der eigenen Tour und Risikoeinschätzung abhängt.
Bei der Auswahl stößt man stets auf dieselben Kürzel. „GP“ steht für gravel protection, also den Schutz vor Steinschlag und Schotterschäden. „TP“ für theft protection ergo Diebstahlsicherung. „SAAP/SADW“ ist die Abkürzung für sand & ash damage waiver, es handelt sich also um einen Schutz vor Sand- und Aschestürmen. „CDW“ kürzt collision damage waiver ab, wobei diese Haftungsbeschränkung bei Kollisionen oft im Mietpreis enthalten ist. Wenn nicht, sollte man darüber ernsthaft nachdenken, da sonst im Falle eines Unfalles der Mieter für sämtliche Personen-, Tier- und Sachschäden voll verantwortlich ist und die womöglich hohen Kosten vor Ort direkt bezahlen muss. Wichtig: Schäden, die durch Fahrten abseits der Straßen oder durch das Furten von Flüssen am Mietwagen entstehen, deckt keine Versicherung.
Alles geklärt? Ab auf die Straße!
Neben Gurt- und Taglichtpflicht nicht nur im Mietwagen gibt es noch ein paar islandspezifische Aspekte. Die wichtigsten: Achtung vor schnellen Wetterwechseln. Und Achtung vor dem überraschenden Auftauchen von Tieren auf der Straße. Schafe und Co. haben in Island generell Vorfahrt. Und die Vierbeiner hüpfen durchaus auch auf der Ringstraße gern mal vor‘s Auto, erst recht jedoch auf den vielen Schotter- und den Hochlandpisten. Für die bedarf es zwingend eines passenden Gefährts. Beliebt sind SUVs mit Allradantrieb, wobei nicht jede Autovermietung in Island ihre Allradfahrzeuge für Hochlandpisten freigibt.
Runter vom Gas
Auf denen gilt übrigens ein Tempolimit von 80 km/h, in Ortschaften sind es 50 km/h, außerhalb 90 km/h. Auch wenn man kaum Polizeiautos auf den Straßen sieht: An vielen Orten und nicht nur auf der Ringstraße gibt es aktive Radarkontrollen – und die Strafen auf zu schnelles Fahren sind in Island hoch. Richtig teuer wird es übrigens, wenn man abseits der Straßen fährt (was strengstens verboten ist) oder mit Alkohol am Steuer erwischt wird.
In Island reden wirklich alle über das Wetter
Kein Wunder: Gerade bei abgelegenen Strecken abseits der Ringstraße ist es eben sehr wichtig, Bescheid zu wissen, ob ein Wetterwechsel droht (insbesondere auf den Hochlandpisten kann das schnell passieren). Daher wird empfohlen, so oft wie möglich auf die Wettervorhersage zu achten. Unter www.road.is sowie der Telefonnummer 1777 lassen sich wetter- und jahreszeitenbedingte Straßenöffnungen respektive -sperrungen erfahren. Die sind naturgemäß eher zwischen November und März zu erwarten, wenn der Winter Eis, Schnee, Nebel und Wind mit sich bringt. Da leuchtet die Winterreifenpflicht ein, wobei die meisten Mietwagen über Ganzjahresreifen verfügen.
Parken, aber richtig
Wichtig: Bei schlechtem, gar eisigem Wetter sollte man das Verlassen der markierten Straße vermeiden. Wenn doch, dann heißt es früh blinken, gemächlich langsamer werden und mit dem Auto einen geeigneten Parkplatz aufsuchen, der nicht direkt am Rand einer größeren Landstraße liegt. An der Ringstraße existieren ja regelmäßig Parkbuchten. Die sind im wettermäßig viel unbedenklicheren Sommer freilich stärker gefragt. Aber keine Sorge, Mietwagenfahrer auf der klassischen Rundreise verteilen sich meist sehr gut, auch weil es ja dann sehr lange hell bleibt am Tag. Noch ein Grund, warum Autofahren in Island eine entspannte Angelegenheit ist.
Auf safetravel.is gibt es Informationen über das Autofahren in Island. Wer von Deutschland aus einen Mietwagen buchen will, findet bei Katla Travel eine große Auswahl an Mietwagen oder Angebote für Mietwagenrundreisen mit Übernachtung im Ferienhaus.
Bilder: Thomas Linkel, Carina Pilz, Tim Seidel