Klirrende Kälte, ein einsames Haus am Fjord, warmes Licht, das aus Fenstern fällt, eine schneebedeckte Landschaft und darüber ein Himmel, über den sich ständig verändernde, farbige Schlieren ziehen: Für viele sind Polarlichter ein Grund, einmal nach Island zu reisen. Aber was sind eigentlich Polarlichter und was ist der Unterschied zum Nordlicht?
Ein Naturphänomen, zwei Namen
Grundsätzlich ist es dasselbe Naturphänomen, denn Polarlichter kommen auf der Südhalbkugel wie auch in nördlichen Breiten vor. Im Norden werden sie Nordlichter oder Aurora borealis genannt, während sie am Südpol als Aurora australis oder Südlichter bezeichnet werden.
Wie entstehen Polarlichter?
Die Sonne stößt regelmäßig Protonen und Elektronen, also energiegeladene Teilchen aus, das wird Sonnenwind genannt. Diese Teilchen sausen durch das Weltall und treffen nach einer 17 bis 19 Stunden dauernden Reise auf das Magnetfeld unserer Erde.
Die Sonnenwindteilchen treffen auf nach Norden gerichtete Feldlinien und werden im Zusammenspiel mit der Lorenzkraft abgelenkt und zwar senkrecht zum Magnetfeld. Die Sonnenwindteilchen sausen dadurch um die Magnetosphäre. Verbinden sich die elektrisch geladenen Teilchen nun mit erdeigenen Atomen, wird ihre Energie zum Teil in Licht umgewandelt, es entstehen Polarlichter, im Norden, zum Beispiel in Island, eben Nordlichter.
Woher kommen die unterschiedlichen Farben der Polarlichter?
Die Farben des Naturphänomens hängen erstens mit den verschiedenen Höhen zusammen, in denen sich die Sonnenwindteilchen mit erdeigenen Atomen verbinden, und gehen zweitens auf unterschiedliche Reaktionen mit Stickstoff oder Sauerstoff zurück.
Grün werden die Polarlichter zum Beispiel, wenn eine Verbindung mit Sauerstoff stattfindet.
Stören Wolken beim Polarlichter gucken?
All das findet in ca. 100 Kilometern Höhe statt, also deutlich höher, als Wolken über die Erde ziehen. Um Polarlichter beobachten zu können, muss es deshalb klar sein, Wolken verdecken den Blick in höhere Schichten.
In welcher Reisezeit könnt ihr Polarlichter sehen?
Die beste Reisezeit, um Polarlichter in Island beobachten zu können, sind die Monate Oktober bis Anfang April.
Wo genau können Polarlichter/Nordlichter gesehen werden?
Um das Naturphänomen am besten sehen zu können, solltet ihr euch außerhalb von Ortschaften oder zumindest abseits von künstlicher Helligkeit postieren. Je heller das Umgebungslicht, desto schwächer erscheinen die Polarlichter.
Ein hervorragender Ausgangspunkt sind Ferienhäuser, da sie sich meist abseits von Orten und mitten in der Natur befinden. Lichtverschmutzung ist dort kein Problem. Übrigens spielt es auch keine Rolle, wo in Island ihr euch aufhaltet, im Winter ist das gesamte Land zum Beobachten von Nordlichtern geeignet.
Was brauche ich, um Polarlichter wirklich genießen zu können?
Ganz einfach: dicke Kleidung! Auch wenn es in Island im Winter nie besonders kalt wird, auf Nachttemperaturen um die -5 Grad Celsius solltet ihr euch auf jeden Fall einstellen. Und besonders in den klaren Nächten und über einer Schneedecke kann es noch etwas kälter werden.
Deshalb zieht am besten warme Wollunterwäsche, Wollsocken und dicke Winterklamotten an, vergesst Mütze und Handschuhe nicht und achtet auf gefütterte Schuhe mit dicker Gummisohle! Wenn die Polarlichter einmal zu tanzen beginnen, dann verfliegt die Zeit und ihr wollt das himmlische Vergnügen doch nicht wegen unpassender Kleidung verkürzen …
Tipps zum Fotografieren von Nordlichtern
Bestimmt wollt ihr eure nächtlichen Lichterlebnisse auch fotografisch festhalten, wir geben euch deshalb die wichtigsten Tipps in Kürze:
Vorbereitung
Über die richtige Kleidung haben wir bereits geschrieben, wer Polarlichter fotografieren will, wird vermutlich noch länger draußen in den isländischen Nächten verbringen. Wie wäre es also zusätzlich mit einem Taschenwärmer und einer Thermoskanne mit heißem Tee?
Die Energiefrage
Akkus, die bei Minustemperaturen verwendet werden, verlieren schneller an Leistung, Langzeitbelichtungen und das Nutzen des Live-View-Modus der Kamera kosten ebenfalls zusätzlich Strom. Denkt also an Zusatzakkus und haltet diese warm, indem ihr sie körpernah in Taschen steckt.
Wenn ihr schon vorab wissen wollt, wie hoch die Chance auf Polarlichter ist, dann nutzt die Wettervorhersage des Isländischen Wetterdienstes, um die Wolkendecke zu bestimmen. Nützlich sind auch Apps wie „Aurora“, die den aktuellen KP-Wert vor Ort angibt. Dabei zeigt der KP-Wert die Stärke des Sonnenwindes an. Einfach ausgedrückt: Je höher der KP-Wert, desto höher die Chance auf Polarlichter.
Alles rund um das Fotografieren von Polarlichtern
Wer Fotos von Polarlichtern mit hoher Qualität aufnehmen will, der kommt um eine Kamera nicht herum. Allerdings ist es auch möglich, das Naturphänomen mit dem Smartphone zu fotografieren. Der Unterschied besteht dann vor allem im stärkeren Bildrauschen im Vergleich zu Kameras.
Das Smartphone ist aber auch nützlich, um die über den Himmel ziehenden Schlieren überhaupt zu identifizieren. Oft sehen Polarlichter einfach wie dünne, weiße Wolken aus, ein Smartphonefoto zeigt die bekannten Polarlicht-Farben sofort an.
Der Einsatz eines Stativs
Um verwacklungsfreie Bilder zu erhalten, benötigt ihr ein Stativ, da ihr die längere Belichtungszeit nicht mit der Hand halten könnt. Zusätzlich solltet ihr die kamera-interne Bildstabilisation ausschalten.
Wollt ihr ganz sicher gehen, dann solltet ihr einen Fernauslöser benutzen.
Welche ISO-Einstellung ist richtig?
Am besten sind ISO-Einstellungen zwischen 1600 und 3200 geeignet. Bei modernen Kameras spielt Bilderrauschen dann keine Rolle. Vergesst aber nicht, die interne Rauschunterdrückung auszuschalten!
Welche Belichtungszeit brauche ich für die Polarlichter?
Die Belichtungszeit ist wichtig, denn je länger belichtet wird, desto mehr Licht kommt auf den Sensor. Da sich die Polarlichter ständig verändern, solltet ihr mit Belichtungsreihen arbeiten und das Ergebnis am Kameramonitor kontrollieren.
Richtwerte sind 4 bis 10 Sekunden, bei einer Belichtungszeit über 20 Sekunden verwischen die Sterne und der Mond zu stark. Also, habt keine Angst auszuprobieren und macht viele Bilder.
Mit welchem Format sollte ich Polarlichter fotografieren?
Um die bestmögliche Qualität zu erhalten, solltet ihr immer im RAW-Format fotografieren. Das lässt später bei der Bildbearbeitung große Optimierungsmöglichkeiten.
Wie stelle ich auf Polarlichter scharf?
Ihr werdet feststellen, dass der Autofokus in der Nacht nicht funktioniert. Besonders dann nicht, wenn ihr nur auf die Polarlichter fokussiert.
Besser ist es, manuell einen Stern anzufokussieren und das Ergebnis auf dem Kameramonitor zu kontrollieren. Eine andere Möglichkeit besteht darin, ein Objekt im Vordergrund zu fokussieren, die Polarlichter geben dann die Hintergrundstimmung.
Wie gestalte ich spannende Polarlichtfotos?
Nur die farbigen Schlieren am Himmel zu fotografieren wird schnell langweilig. Deshalb solltet ihr euch zunächst um einen passenden Vordergrund kümmern. Das gibt eurem Motiv Tiefe und macht das Bild spannend.
Wie wäre es also mit einem der beeindruckenden Wasserfälle, von denen es in Island Tausende gibt? Und es müssen nicht der Gullfoss oder der Dettifoss sein, es kann auch der unbekannte Wasserfall hinter eurem Ferienhaus sein.
Eine andere Möglichkeit ist es, Strand und Meer zusammen mit Polarlichtern zu fotografieren. Die Langzeitbelichtung lässt das Meer samtig weich erscheinen.
Falls ihr euch nicht weit von eurer Unterkunft entfernen wollt, dann integriert doch das warm beleuchtete Ferienhaus in eure Bilder oder bittet Mitreisende, euch als Vordergrund im Bild zu dienen. Bedenkt dann, dass sie sich bei den langen Belichtungszeiten möglichst wenig bewegen, sonst könnten sie nur geisterhaften Schlieren sein.
Fazit:
Das Winterhalbjahr in Island eignet sich hervorragend, um Polarlichter/Nordlichter zu fotografieren. Mit ein wenig Vorbereitung gelingen faszinierende Fotos des magischen Naturphänomens.
Am besten sind die Polarlichter fernab von Ortschaften zu fotografieren, Ferienhäuser sind deshalb eine optimale Übernachtungswahl, weil sie meist inmitten der isländischen Natur stehen und gleichzeitig als Motiv dienen können. Und was könnte besser sein, als nach dem Fotografieren oder einfach nur zum Genießen im ferienhauseigenen Hotpot zu sitzen und über sich die Nordlichter über den Himmel tanzen zu sehen?
Fotos: unsplash: Joanatn Pie (5), Ken Cheung (2), Matt Palmer, Vincent Guth, Roan Lavery, Olivier Bergeron, Marc Marchal, Alec Cooks, Blair Fraser, Kym Ellis, Neil Mark Thomas, v2osk