Islands Geysire
Islands Geysire verdanken ihre Existenz dem Mittelatlantischen Rücken, einem 20.000 Kilometer langem, im Atlantik von Nord nach Süd verlaufendem Gebirgszug. An ihm stoßen die eurasische und die nordamerikanische Kontinentalplatte aneinander, und auf ihm sitzt Island an einer emporgehobenen Stelle.
Vulkanausbrüche und heiße Quelle
Durch die Kollision der Kontinentalplatten dringt Magma aus dem Erdinneren nach oben. Vulkanausbrüche und Erbeben können die Folge sein, knapp unter der Erdoberfläche liegendes Magma kann aber zum Beispiel auch das Grundwasser erhitzen und so zur Bildung von Thermalgebieten wie dem von Haukadalur führen.
Islands Geysire als Namensgeber von Springquellen
Dort befindet sich der Namensgeber aller Springquellen weltweit, denn das isländische Wort „Geysir“ ist von den Geowissenschaften allgemein für Springquellen übernommen worden.
Das isländische "að geysir" bedeutet so viel wie "heftig hervorquellen". Man könnte also sagen, Islands Geysire haben auf der ganzen Erde zumindest verbale Spuren hinterlassen.
Natürlich dürfen die Islands Geysire auf eurer Reise nicht fehlen, und selbst diejenigen, die nur für ein Wochenende oder einen Stopover kommen, besuchen die berühmten heißen Quellen im Haukadalur, die Teil des "Golden Circle" und von Reykjavík aus leicht zu erreichen sind.
Die etwa 20 bis 30 Meter hohen Ausbrüche des Geysirs "Strokkur" werden deshalb millionenfach fotografiert, geteilt und bewundert.
Etwas oberhalb des Strokkur liegt ein deutlich größeres Sinterbecken, in dem Wasser an verschiedenen Stellen kocht und sich das Blau des Himmels spiegelt, der "Stóra-Geysir".
Auf diesen Geysir, der eine abwechslungsreiche Geschichte hinter sich hat, bezieht sich das heute gebräuchliche Wort.
Islands Geysire am Golden Circle
Entstanden ist das Geothermalgebiet von Haukadalur vermutlich Endes des 13. Jahrhunderts im Zuge eines großen Ausbruchs des Vulkans Hekla, die nur etwa 30 Kilometer Luftlinie entfernt liegt.
Die Wissenschaft geht jedoch davon aus, dass der "Stóra-Geysir" (Großer Geysir) damals noch nicht sprang, sondern erstmals im 17. Jahrhundert nach einem Erdbeben ausbrach und seine Wasser-Dampf-Fontäne 60 bis 80 Meter hoch war.
60 Meter hohe Fontäne
Im 19. Jahrhundert eruptierte der Stóra-Geysir zwar regelmäßig, die Ausbrüche nahmen aber in ihrer Häufigkeit ab, bis er schließlich nur noch einmal in drei Wochen eruptierte. 1896 sorgte ein starkes Erdbeben für eine Wiederbelebung des Geysirs, nun sprang er 1 bis 2 Mal pro Tag, seine Wasser-Dampfsäule war damals etwa 60 Meter hoch.
1916 war das Spektakel aber schon wieder vorbei, und nur die Senkung des Wasserspiegels und die damit verbundene Druckentlastung durch Graben einer Abflussrinne erweckte ihn kurzzeitig wieder zum Leben.
Islands Geysire: In den 90ern sorgen UmweltschützerInnen für deren Schutz
Um eine regelmäßige Tätigkeit zu gewährleisten, stieg man später auf rabiatere Methoden um: Nun wurde der Geysir zumindest ein paar Mal pro Jahr mit Seifenlauge zum Springen animiert. Einsprüche von UmweltschützerInnen sorgten schließlich 1992 für die Einstellung dieser Vorgehensweise.
Seitdem kocht die heiße Quelle zwar vor sich hin, springt aber nicht mehr regelmäßig. Nur wenn starke Erdbeben Aktivität im Untergrund anzeigte, kam es in den vergangenen Jahren überraschend zu Eruptionen. Wer heute den Großen Geysir besucht, steht vor einem von Sinterablagerungen umgebenen Becken, in dem das Wasser an einigen Stellen kocht und dünnen Dampfwölkchen aufsteigen.
Die Fontäne des Geysir Strokkur
Aber da ist ja noch die Wasserfontäne des Strokkur ("Butterfass"), der nur 100 Meter entfernt alle 5 bis 10 Minuten ausbricht und heute die berühmteste heiße Quelle von Island ist.
Tagsüber stehen immer Menschen um den Geysir, in der Hochsaison wird es manchmal sogar schwierig, einen vorderen Platz für das perfekte Foto zu ergattern.
Unsere Tipps: Wer in der Nebensaison oder später am Tag Islands Geysire sehen will und zum Strokkur kommt, wird ein beeindruckendes Naturschauspiel erleben, manchmal sogar ganz ohne weitere BesucherInnen.
Und wenn ihr eine lange Anfahrt scheut, dann bucht euch doch ein Ferienhaus im näheren Umkreis, das euch als Basis für den "Golden Circle" und natürlich den Geysir dienen kann.
Wann springt er denn, der Geysir?
Auf dem Weg von den Parkplätzen zum Strokkur liegen einige kleinere heißen Quellen, die die allermeisten unbeachtet liegen lassen. Die meisten TouristInnen spazieren direkt zu einer von Seilen abgesperrten Wasserfläche, von der ab und an kleine Dampfwölkchen aufsteigen.
Nach ein paar Minuten beginnt das heiße Wasser auf- und niederzuwallen. Spätestens jetzt sind alle Mobiltelefone und Kameras auf den Geysir gerichtet. Das Pulsieren des Wassers nimmt zu, und schließlich wölbt sich eine Luft-Wasserglocke aus dem Becken.
Jetzt sollte wirklich der Auslöser gedrückt werden, denn aus dieser Glocke schleudert der überhitzte Wasserdampf in einer Explosion eine 20 bis 30 Meter hohe Fontäne in die Luft. Gleich danach zieht Dampf über die Zusehenden, und das Wasser fällt zum größten Teil zurück in den Schlund. 2 bis 3 spektakuläre Sekunden, länger dauert ein Ausbruch des Strokkur nicht, aber egal, wie oft man das Naturschauspiel schon gesehen hat, es ist immer wieder beeindruckend.
Islands Geysire: Nicht jeder Ausbruch ist gleich
Je nach Hitzeentwicklung im Untergrund schießt die Fontäne des Geysirs unterschiedlich hoch, es lohnt sich also auf jeden Fall, mehrere Ausbrüche zu beobachten. Genauso lohnt es sich, das übrige Hochthermalgebiet anzusehen. Zum Beispiel etwas weiter oben am Hang das große Becken des Stóra-Geysir und noch weiter oben ein Wasserbecken in betörendem Blau: Blesi.
Mit Wasser gefülltes blaues Auge
Blesi besteht aus zwei Becken. Eines davon ist gefüllt mit farblosem, kochend heißem Wasser, das in das zweite, flache Becken schwappt, das keine eigene heiße Quelle hat und nur ein natürliches Überlaufbecken ist. Dessen Oberfläche leuchtet azurblau, denn die im Wasser befindliche Kieselsäure bildet bei der Berührung mit Luft Molekülketten, die das blaue Umgebungslicht reflektieren und die intensive Farbe hervorrufen. Von oben betrachtet sieht Blesi aus wie ein mit Wasser gefülltes blaues Auge.
Wenn ihr noch ein wenig mehr Zeit habt, dann wandert doch den Hang weiter hinauf bis zu einem Aussichtspunkt und genießt den wunderbaren Blick über das gesamte Hochthermalgebiet von Haukadalur, bevor ihr weiter auf dem Golden Circle reist.
Weitere heiße Quellen rund um Island
Wenn ihr euch nicht nur für Islands Geysire sondern auch für andere heiße Quellen interessiert, dann seid ihr in Island genau richtig. Denn Thermalgebiete gibt es eine Menge auf der Insel, Haukadalur mit dem berühmten Geysir und natürlich dem Strokkur ist nur eines davon.
Achtet doch auf Orte mit Namensbestandteilen wie „laug“ (warme Quelle), „reykur“ (Rauch, Dampf) oder „hver“ (heiße Quelle), sie deuten auf ein Gebiet mit heißen Quellen hin.
Hveragerdi und Krýsuvík im Süden von Island
Im Süden ist die Region rund um Hveragerdi für ihre heißen Quellen bekannt. Dort werden Gewächshäuser mit geothermischer Energie beheizt und ihr könnt im Tal Reykjadalur in einem heißen Bach baden.
In der Nähe des Flughafens Keflavík befindet sich das leicht zu erreichende Thermalgebiet von Krýsuvík mit Schlammtöpfen und Fumarolen. Im Hochland dürfte das Tal von Landmannalaugar am bekanntesten sein, auch dort warten ein warmer Bach und natürlich eine bezaubernde Bergwelt, die perfekt zum Wandern ist.
Heiße Quellen im Norden von Island
Im Norden dürft ihr das Hochthermalgebiet Námaskard am See Mývatn nicht verpassen.
Dort zischen und brodeln heiße Quellen, Schlammtöpfe und Fumarolen, nebenan wird der aktive Vulkan Krafla zur Energieproduktion angezapft, und in den Mývatn Nature Baths könnt ihr in heißem Wasser euren Urlaubstag ausklingen lassen, Vulkanblick inklusive.
Also haltet die Augen offen und die Badesachen bereit, denn es gibt eine Vielzahl heißer Quellen, die Bäder mit ihrem warmen Wasser speisen oder deren Wasser einen Bach oder ein kleines Becken auf Badewannentemperatur aufheizen. Und es warten über ganz Island verstreut beeindruckende Hochthermalgebiete auf euch, in denen ihr spüren werdet, dass die Erde lebt.
Fotos: Thomas Linkel (9), Carina Pilz, Audur Jónsdottir, unsplash: Benjamin Rascoe, Hari Nadakumar, Ken Cheung, Flickr: Dom Christie, Domenico Convertini, Emil Kepko, James Petts, Studio Sarah Lou