Ganz individuell: Die beste Reisezeit für Island
Natürlich könnt ihr Island zu jeder Jahreszeit gut bereisen, aber wann für euch die optimale Reisezeit ist, hängt von euren Interessen ab: Wollt ihr Papageientaucher beobachten, das Hochland besuchen oder plant ihr eine Rundreise?
Seid ihr an Eishöhlen interessiert oder wollt ihr eine Hundeschlittentour erleben? Sind für euch Polarlichter interessant oder fasziniert euch die Mitternachtssonne mehr? Und wie ist überhaupt das Wetter im Jahresverlauf?
Das Wetter in Island
Das Klima in Island ist viel milder, als es die Lage am Polarkreis vermuten lässt. Das liegt auch am Golfstrom, der entlang der westlichen und südlichen Küste fließt und das Klima mäßigt. Allerdings stoßen in Island auch die milde Atlantikluft und kältere, arktische Luft zusammen, was zu häufigen Wetterwechseln und Stürmen führt.
Grundsätzlich sind die Sommer deutlich kürzer und kühler als in Mitteleuropa – stellt euch also in den Küstenregionen in den Sommermonaten (Juni bis Mitte September) auf 9 bis 17 Grad ein, im Hochland auf 5 bis 13 Grad. Ab Ende September, Anfang Oktober solltet ihr im Hochland und in hohen Lagen mit ersten Schneefällen rechnen.
Regen und Wind in Island
Auch wenn es im Sommer aufgrund des Klimawandels immer häufiger Tage mit Temperaturen über 20 Grad gibt, solltet ihr eure Bekleidung auf regelmäßige Regenschauer und deutlich stärkeren Wind als in Mitteleuropa ausrichten.
Wie ist das Wetter in Island im Winter?
Der Winter ist grundsätzlich stürmischer als der Sommer, aufgrund des ausgleichenden Atlantiks wird es aber, außer im Hochland und auf den Gletschern, nie besonders kalt.
Die Temperaturen liegen an den Küsten grob gesagt meist knapp über dem Gefrierpunkt, Schnee bleibt im Süden selten länger liegen, im Norden und Nordwesten ist die Schneelage dafür deutlich stabiler. Aufgrund des Windchill-Effekts fühlen sich die Temperaturen aber kälter an, das solltet ihr bei eurer Bekleidung bedenken („Zwiebelprinzip“).
Reisezeit Sommer
Die Hauptreisezeit für Island sind die Monate Juni bis August. Am Anfang der Sommerperiode sind die Tage sehr lang, die Mitternachtssonne bestimmt den Tagesrhythmus. Besonders im Norden erwarten euch 24 Stunden Helligkeit. Unter der Mitternachtssonne vor dem Ferienhaus zu sitzen, um Mitternacht einen Wasserfall zu besuchen oder bis spät in die taghelle Nacht wandern zu gehen, dafür ist der Juni die beste Reisezeit.
Weiterer Vorteil: In den Sommermonaten steht euch rund um die Insel das gesamte Angebot an geführten Touren, Übernachtungsmöglichkeiten, Museen, Restaurants etc. zur Verfügung. Auch für Walbeobachtungen ist der Sommer die beste Reisezeit; die Hochlandpisten öffnen ebenfalls meist Ende Juni.
Der Hochsommer: Die beste Reisezeit für das isländische Hochland
Wenn ihr also das Hochland entdecken wollt, dann müsst ihr von Juli bis Mitte September nach Island reisen, egal, ob ihr den Laugavegur von Landmannalaugar bis zur Südküste bei Skógar wandern, mit dem 4x4 Geländewagen die Sprengisandur durchqueren oder zur Askja fahren wollt.
Tipp zur Buchung
Falls ihr für euch den Sommer als beste Reisezeit ausgewählt habt, dann solltet ihr euch rechtzeitig um Flüge, Mietwagen und Unterkünfte bemühen. Auf der sicheren Seite seid ihr, wenn ihr die wichtigsten Buchungen bis Ende Dezember des Vorjahres abgeschlossen habt. Dann könnt ihr sicher sein, dass euer Traum-Ferienhaus noch buchbar ist.
Und noch ein Tipp für euren Sommerurlaub: Nutzt die kurzen Nächte und besucht die Highlights wie Wasserfälle, Nationalparks und Hochthermalgebiete (Geysir!) zu den Randzeiten, also am späteren Abend oder frühmorgens. So entgeht ihr den hochsommerlichen Touristenmassen.
Reisezeit Frühling
Der Frühling (Mitte April bis Ende Mai) fängt später als in Deutschland an, aber dafür gibt es schon deutlich mehr Tageslicht, schließlich ist Island ein Land der Mitternachtssonne. Meist liegt noch Schnee auf Bergen und in Mulden, viele Wanderwege sind noch unpassierbar und das Hochland ist nicht zugänglich.
Aber natürlich könnt ihr euch auf eine Rundreise begeben: In geschützten Ecken an den Küsten beginnt die Vegetation aufzublühen, Islandpferde und Schafe zupfen an den ersten frisch-grünen Gräsern, auch wenn die überwiegende Farbe der Landschaft noch Gelb ist.
Alle berühmten Wasserfälle wie Dettifoss oder Gulfoss sowie die Hochthermalgebiete und der Nationalpark Thingvellir oder die Gletscherlagune Jökulsárlón sowie die Region Mývatn sind problemlos zu erreichen.
Highlights für OrnithologInnen
Anfang Mai kommen die Zugvögel aus ihren Winterquartieren zurück nach Island, um ihre Brutplätze an den Vogelfelsen zu beziehen; ab Ende Mai könnt ihr dann auch Islands Nationaltier, den Papageientaucher, wieder beobachten.
Die Felsen von Dyrhólaey an der Südküste, Látrabjarg in den Westfjorden und Stórhöfði auf der Insel Heimaey sind für ornithologisch Interessierte zwischen Mai und Ende August Top Spots.
Sollte für euch der Frühling die perfekte Reisezeit sein, dann vergesst nicht, dass die Temperatur tagsüber selten mehr als 15 Grad erreichen wird und nehmt warme Bekleidung mit. Stellt euch auch darauf ein, dass nicht alle touristischen Touren buchbar und Übernachtungsmöglichkeiten in Hotels und B&Bs eingeschränkt sind. Aber vielleicht ist eine Rundreise mit Übernachtung in Ferienhäusern sowieso mehr nach eurem Geschmack, dann ist die Auswahl auch im Frühling sehr umfangreich.
Der Herbst als Reisezeit
Bereits Ende September schließen viele touristische Einrichtungen, auch das Tourenangebot wird eingeschränkt. Trotzdem ist der Herbst eine tolle Reisezeit: Ein Höhepunkt für alle IsländerInnen ist der Schaf- und Pferdeabtrieb, bei dem die Tiere aus dem Hochland zurück in die Täler gebracht werden.
Dies geschieht häufig immer noch per Pferd und zu Fuß – wennihr also im September in Island unterwegs seid, dann solltet ihr euch dieses seit Jahrhunderten stattfindende Spektakel nicht entgehen lassen. Es gibt sogar Touranbieter, mit denen ihr den Pferdeabtrieb hautnah erleben könnt.
Polarlichter ziehen über den Himmel
Der Herbst ist auch die Jahreszeit, in der die Polarlichter nach den hellen Sommernächten endlich wieder auftauchen und bis zum April in klaren Nächten in ganz Island zu sehen sind.
Übrigens ist der Herbst auch eine gute Jahreszeit, um das Land am Polarkreis auf einer Rundreise zu entdecken, denn auf der Ringstraße könnt ihr problemlos die landschaftlichen Highlights erreichen. Weiteres Plus: Die Anzahl an TouristInnen sinkt im Herbst deutlich.
Herbstfarben und Polarlichter
Ein weiteres Plus dieser Reisezeit sind die leuchtenden Herbstfarben der Vegetation. Es ist magisch, im Herbstlicht im Birkenwald zu wandern, wenn das Gelb-Rot des Laubes von der tiefstehenden Sonne verstärkt wird und man an windigen Tagen auch noch von tanzenden Blättern umgeben ist.
In Island wird der Herbst auch genutzt, um in die Natur zu gehen und Blaubeeren zu sammeln. Wie wäre es zum Beispiel mit einer selbstgemachten, isländischen Blaubeersuppe? Und anschließend im eigenen Ferienhaus im Hotpot sitzen und Polarlichter beobachten? Für all das ist der Herbst die beste Reisezeit.
Warme Klamotten um Polarlichter zu beobachten
Wenn ihr im Herbst unterwegs seid, dann denkt an ausreichend warme, wind- und regendichte Bekleidung, denn das Wetter wird unbeständiger. Wenn ihr Polarlichter (Aurora Borealis) mit der Kamera oder dem Auge jagen wollt, dann solltet ihr unbedingt Mütze, Handschuhe und dickere Stiefel einpacken.
Der Winter als Reisezeit
Im Winter werdet ihr bei klarem Wetter auf jeden Fall Polarlichter beobachten können. Ab Mitte Oktober wird das Wetter stürmischer und kälter, in höheren Lagen und im Hochland kann der Schnee bereits liegen bleiben. Vergesst auch bei eurer Routenplanung nicht, das schwindende Tageslicht zu berücksichtigen. Im Dezember kommt die Sonne in Reykjavík maximal fünf Stunden über den Horizont, in Akureyri im Norden von Island sogar nur vier Stunden.
Nehmt euch im Winter nicht zu lange Fahrtstrecken vor, denn plötzlich auftretende Schneestürme könnten eure Planung über den Haufen werfen. Grundsätzlich ist eine Rundreise aber auch im Winter möglich, allerdings solltet ihr wegen des möglichen schlechten Wetters Zeitpuffer einplanen.
Der Winter: Beste Reisezeit für Kulturveranstaltungen
Der Winter ist in auch die Zeit der Festivals und anderer Kulturveranstaltungen. In Reykjavík, Akureyri und anderen größeren Orten finden unzählige Konzerte, Lesungen und Kunstausstellungen statt, und dann bereiten sich die IslanderInnen natürlich auf Weihnachten und Silvester vor.
Städte und Dörfer sind festlich geschmückt, eine heimelige Stimmung legt sich über das Land und es gibt kaum Gemütlicheres, als in einem Café in Reykjaviks Innenstadt zu sitzen und bei heißer Schokolade und Waffeln durch die Fensterscheibe nach draußen in das Dämmerlicht zu gucken und den Schneeflocken beim Tanzen zuzusehen.
Aber nicht nur drinnen gibt es viel zu erleben, der Winter hält auch einige spektakuläre Outdoor-Erlebnisse für Reisende bereit.
Skifahren im Norden von Island
Von Januar bis Ende März schneit es manchmal heftig, dann ist Island ein Winterwonderland.
Vor allem rund um Akureyri findet ihr in diesen Monaten hervorragende Möglichkeiten zum Skifahren. Auf den Gletschern werden geführte Eishöhlentouren angeboten, auch Hundeschlitten- und Schneemobil-Ausflüge sind möglich. Lust auf Eisklettern? Auch das ist im isländischen Winter möglich.
Polarlichter und Hotpot
Aber vielleicht reicht es euch ja nach einem Tag am Geysir Strokkur, zwischen den Erdspalten in Thingvellir und in der gefrierenden Gischt des Gullfoss, zurück ins gemütliche Ferienhaus zu kommen, die Badeklamotten anzuziehen und dann in den Hotpot zu steigen.
Durchaus wahrscheinlich, dass dann über euch Polarlichter tanzen, es könnte aber auch sein, dass ihr zusehen könnt, wie Schnee vom Himmel fällt, während ihr bei einer Wassertemperatur von 40 Grad wohlige Wärme um euch herum spürt.
Bevor ihr euch also für eine Reisezeit entscheidet, macht euch zunächst Gedanken, was ihr in Island erleben wollt. Eine Rundreise ist grundsätzlich immer möglich, in einigen Monaten gibt es aber Einschränkungen bezüglich der Zugänglichkeit. Ansonsten ist Island ein Reiseziel für jede Jahreszeit.
Fotos: Thomas Linkel (12), North Iceland Tourism (3), Aldis Björnsdottír, Winter Lights Festival, unsplash: Jonatan Pie (2), Jolan Wathelet, Marcel Marchal, flickr: Eric Kilby