Gletscher, Wasserfälle, Lavawüsten, Moränenlandschaften, Vulkane, Wälder, Seen und tosende Flüsse. Diese und noch weitere Landschaftsformen finden sich im Nationalpark, der mit einer Fläche von mehr als 14.000 qkm fast 13% von Island umfasst.
Vielfältigkeit ist Trumpf
Zum Vatnajökull Nationalpark gehört der Skaftafell Nationalpark im Süden von Island, der Nationalpark Jökulsárgljúfur im Norden, die Vatnajökull-Eiskappe selbst sowie ausgedehnte Gebiete um den Gletscher herum.
Die Visitor Centres des Nationalparks bieten ausführliche Informationen sowie geführte Touren in die geschützten Gebiete.
Das Areal des Nationalparks lässt sich am einfachsten in vier Regionen (4 Himmelsrichtungen) einteilen.
Der Süden des Vatnajökull Nationalpark
Auf der Südseite des Vatnajökull fließen mächtige Gletscherströme zwischen schroffen Bergkämmen von der Eiskappe ins Gletschervorland.
Hvannadalshnúkur, 2.110m hoch und damit Islands höchster Berg, gehört zum Massiv des von Gletschereis bedeckten Vulkan Öræfajökull und ist von der Ringstraße aus gut zu sehen. Der Hvannadalshnúkur überragt den Skaftafell Nationalpark, eine grüne Oase inmitten von Eisströmen und rauen Berggipfeln.
Grandioses Wandergebiet
Der Skaftafell Nationalpark verfügt über ein Visitor Centre, einen großen Campingplatz sowie viele Wanderwege, die durch lichten Birkenwald führen und auch für Familien mit Kindern leicht zu bewältigen sind.
Oberhalb der Baumgrenze verlaufen die Pfade durch zum Teil ausgesetztes Areal und sind wandertechnisch durchaus anspruchsvoll.Andererseits führen sie in Gebiete mit unvergesslichen Ausblicken auf die Eismassen des Vatnajökull und auf das von unzähligen Gletscherflussarmen durchzogene Schwemmland des Skeidarásandur.
Spaziergang zum Wasserfall
Auch wenn ihr nur wenig Zeit habt, solltet ihr den von perfekt geformten Basaltsäulen umrahmten Svartifoss besuchen.
Vom Skaftafell Visitor Centre könnt ihr in 30 Minuten auf einem gut befestigten Weg zum „schwarzen Wasserfall“ spazieren.
Dem Gletscher nahe kommen im Süden von Island
Und noch einen weiteren Stopp im Nationalpark solltet ihr unbedingt einplanen: den Besuch der Gletscherzunge des Skaftafellsjökull etwas östlich des Visitor Centres. Falls ihr wandert wollt, dann nehmt den dort beginnenden Weg und plant für die Rundtour etwa 90 Minuten ein.
Falls ihr mit dem Auto fahren wollt, es führt auch eine kurze Piste bis zur Endmoräne unterhalb der Gletscherzunge. Der Skaftafellsjökull zieht sich aufgrund der Klimaerwärmung jährlich etwa 15 Meter zurück, passt deshalb in der Nähe des Gletschersees auf, das Uferareal ist instabil, Rutschungen können jederzeit auftreten.
Typisch Island: Die Gletscherlagunen im Bereich des Vatnajökull
Etwas weiter nach Osten liegen die Gletscherlagunen von Fjallsárlón und Jökulsárlón ebenfalls im Bereich des Vatnajökull Nationalpark.
Die Lagunen entstanden und vergrößern sich noch immer durch den Rückzug der Auslassgletscher. Zurück bleiben blau-schimmernde, schwimmende Eisberge auf Gletschereen, weite Flächen aus rauem Moränenmaterial, mit Flechten bewachsene Findlinge und das alles in Sichtweite der Eismassen des Vatnajökull.
Der Norden des Vatnajökull Nationalpark
Nördlich der Eiskappe erstreckt sich der Nationalpark über weite Teile der größten Lavawüste der Erde, der Ódádahraun.
Highlights sind auch die Caldera Askja mit dem See Öskjuvatn und dem vorgelagerten Explosionskrater Víti. Östlich davon zieht es Abenteuerlustige zum Kverkfjöll-Massiv das zum Vatnajökull gehört, andere auf den schönsten Berg von Island, den Tafelvulkan Herdubreid, oder zum Zelten an die Oase von Herdubreidarlindir.
Dort wächst inmitten der Lavawüste Engelwurz und Heidekraut am Rand eines Baches, der sich durch schwarzen Sand schlängelt.
Island gewaltig: Wasserfall und Canyon
Noch weiter nördlich und ebenfalls ein Teil des Vatnajökull Nationalpark liegt die 25 Kilometer lange und bis zu 120 Meter tiefe Schlucht Jökulsárgljúfur mit dem wasserreichsten Wasserfall Europas, dem Dettifoss und die berühmte hufeisenförmige Schlucht Ásbyrgi.
Ein Wanderweg führt entlang des spektakulären Canyon Jökulsárgljúfur vom Dettifoss bis nach Ásbyrgi.
Im Osten des Vatnajökull Nationalpark
Der östliche Teil umfasst weitgehend unberührte Urlandschaften, die nächsten Siedlungen sind selbst mit dem Jeep oft Stunden entfernt.
Besuchenswert ist zum Beispiel die Gegend um den 1.883 Meter hohen Vulkan Snaefell, der vor ungefähr 400.000 Jahren subglazial (unter einem Gletscher) entstanden ist. Rund um den Snaefell und südöstlich davon ziehen Rentierherden durch das menschenleere Gebiet, Polarfüchse gehen auf Mäusejagd und ab und an trifft man auf versprengte Schafe.
Bunte Berge im Schatten der Gletscher
Spannend und über Wanderwege zu erreichen ist das spektakuläre Gebiet Lónsöræfi.
Im Hinterland der Bucht von Lón liegen kleinere Eiskappen, ein von Gletschern erodierter Zentralvulkan, tief eingeschnittene, von buntem Rhyolith-Gestein durchzogene Canyons und eng gestaffelte Bergketten. Außer einer Handvoll Wanderhütten ist das Gebiet unberührt.
Im Westen des Vatnajökull Nationalpark
Deutlich einfacher zu erreichen als der Ostteil des Parks, ist der westliche Bereich. Ein Geländewagen mit Allradantrieb ist dafür aber trotzdem notwendig.
Dort ist das Vorland des Vatnajökull geprägt von hunderten Quadratkilometer großen und zum Teil mit dicken Moospolstern bewachsenen Lavafeldern, der Laki-Kraterreihe, der Eruptionsspalte Eldgjá, Seen und wüstenartigen Arealen.
Island der Superlative
Der Westen des Vatnajökull Nationalpark ist ein Gebiet der Superlative. Die Laki-Kraterreihe ist für den weltweit größten Vulkanausbruch in historischer Zeit verantwortlich.
Aus über 130 Vulkankratern wurden im Jahr 1783 über einen Zeitraum von acht Monaten hinweg gewaltige Mengen Lava ausgestoßen. Augenzeugen berichten von Lavafontänen, die mehr als 1000 Meter in die Höhe gesprudelt seien. Der Ausbruch hatte nicht nur katastrophale Folgen für Mensch und Tier in Island, sondern führte durch riesige, nach Osten treibende Aschewolken auch in Europa zu Hungersnöten.
Weg in die Unterwelt
Die „Feuerschlucht“ Eldgjá ist mehr als 100m tief, 600 Meter breit und mehrere Kilometer lang.
Am Ende der Schlucht stürzt der Fluss Nydri-Ófaera über den Ófaerufoss etwa 40 Meter in die Tiefe. Bis Mitte der 90er Jahre überspannte eine Felsbrücke den Wasserfall, die in der nordischen Mythologie zum Eingang der Unterwelt führte.
Die beste Reisezeit für den Vatnajökull Nationalpark?
Um die spektakulären und vielfältigen Landschaften des Parks ausgiebig erleben zu können, ist der Sommer die optimale Reisezeit. Die Gletscherregionen sollten nur auf geführten Touren besucht werden.
Der südlichste Teil ist über die Ringstraße, und damit das gesamte Jahr über, auch mit normalen PKWs gut zu erreichen. Alle übrigen Gebiete sind über Pisten nur mit einem allradgetriebenen Geländewagen zugänglich. Die Öffnungszeiten der Pisten variieren je nach Wetterlage, Schneeschmelze und Pistenzustand, im Mittel sind sie aber von ca. Juni bis Ende September geöffnet.
Für alle, die unberührte Urlandschaften, Outdoor-Erlebnisse und Einsamkeit suchen, ist der Vatnajökull-Nationalpark rund um den größten Gletscher von Island ein weltweit einzigartiges Gebiet mit großem Sucht-Potential.
Vielleicht habt ihr ja jetzt Lust bekommen eine, oder mehrere Regionen zu bereisen. Als perfekten Ausgangspunkt für Tagestouren bieten sich Ferienhäuser in den verschiedenen Regionen an.
Fotos: Thomas Linkel (15), Carina Pilz (1), flickr/Jeff Souville, Zsolt Takacs