Gletscher & Nationalpark Snaefellsjökull
Der Snaefellsjökull, ein aktiver Vulkan unter dem Gletscher, ist typisch für Island. Im Nationalpark Snaefellsjökull liegt der mythenumwobene und von Eis bedeckte Berg immer in Sichtweite. Was es dort zu erleben und sehen gibt, verraten wir euch in unserem Beitrag.
Zwischen dem Breidafjördur und der weiten Bucht Faxaflói ragt die Halbinsel Snaefellsnes in den Nordatlantik. Am westlichen Ende liegt der Snaefellsjökull auf dem vom Atlantik umspülten Land. Der berühmte Schriftsteller Jules Verne hat in seinem Abenteuerroman „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ den Eingang zur Unterwelt genau dort, am Snaefellsjökull, literarisch verortet.
Landschaftlich herausragender Nationalpark
Der Nationalpark Snaefellsjökull wurde angelegt, um die Gegend mit der außergewöhnlichen Natur zwischen Vulkan, Gletscher und Küste sowie historischen Überresten aus dem Altertum zu schützen und um sie in ausgewählten Arealen BesucherInnen zugänglich zu machen.
Aber es ist nicht nur das atemberaubende Ende der Halbinsel, die gesamte Region Snaefellsnes ist spannend und für einen Besuch über mehrere Tage gut geeignet. Einquartieren könntet ihr euch zum Beispiel im Ferienhaus Heillasteinn direkt unterhalb des vergletscherten Vulkans. Der atemberaubende Blick aus dem Fenster ist in Island kaum zu toppen.
Auf zur Entdeckungstour
Die Westspitze der Halbinsel wird in Island „Unđir Jökli“, also „am Gletscher“, genannt, dort befindet sich der am 28.6.2001 gegründete Nationalpark Snaefellsjökull. Er umfasst ein Gebiet von ca. 170 Quadratkilometer, bei gutem Wetter ist der beeindruckende Stratovulkan sogar von Reykjavík aus zu sehen.
Aufgrund der Klimaerwärmung, die in Island besonders deutlich zum Tragen kommt, schmilzt der ehemals majestätische Gletscher auf dem Gipfel des Berges immer weiter ab. Die heute noch verbliebenen ca. 8 Quadratkilometer Eis werden nach neuesten wissenschaftlichen Berechnungen voraussichtlich in 30 Jahren vollkommen verschwunden sein.
Der aktive Vulkan Snaefellsjökull entstand vor etwa 800.000 Jahren. Der letzte Ausbruch des 1.446 m hohen Vulkans soll etwa vor 1.800 Jahren stattgefunden haben, die Lava floss die südlichen Hänge des Berges hinab und bildete das Lavafeld Háahraun, das ihr von der Straße 574 aus sehen könnt.
Nationalpark Snaefellsjökull: Vom eisbedeckten Gipfel bis zum Meer
Der majestätische Snaefellsjökull ist zwar das Zentrum des Nationalparks, dieser erstreckt sich aber von den Berghängen über die von Lavafeldern geprägten Vorlande bis hin zum Meer, was einmalig ist in Island.
Die Straße 574 umrundet die Halbinsel und führt über viele Kilometer direkt durch den Nationalpark. Mit ein paar Abstechern ist es ganz einfach, das geschützte Gebiet zu entdecken.
Über den Süden zum Nationalpark
Wenn ihr auf der Südseite der Halbinsel entlangfahrt, beginnt kurz nach der Ortschaft Hellnar der Nationalpark. In Hellnar befindet sich auch das Besucherzentrum des Nationalparks.
Nördlich von euch liegen die weiten, von Lavafeldern überzogenen Hänge des Snaefellsjökull, im Süden glitzert der Atlantik. Kurz nach dem Flugfeld liegt ein beschilderter Parkplatz, von dem aus ihr zu zwei Aussichtplattformen gehen könnt.
Von dort bieten sich tolle Blicke auf die Küste und den Vogelfelsen Púfubjarg. In der Ferne ragen die 60 und 75 m hohen Felszinnen Lóndrangar deutlich über die übrige Küste hinaus. Besonders bei starkem Wellengang und Sturm peitscht der Atlantik unermüdlich hohe Wellen an die auch aus der Ferne eindrucksvollen Basaltriesen.
Tragische Havarie vor der Küste
Etwas weiter zweigt eine Stichstraße zum Leuchtturm Malarrif ab. Um die raue Küste besser erkunden zu können, sind kurze, beschilderte Wege angelegt worden.
Empfehlenswert ist auch ein Stopp am Djúpalónssandur, den ihr über die 572 erreicht. Lasst euer Auto am Parkplatz stehen und folgt dem Weg durch ein zerklüftetes Lavafeld bis zum schwarzen Sandstrand.
Rund um den Strand liegen verrostete Schiffsteile, die vom englischen Trawler Epine GY7 stammen, der am 13. März 1948 in der Nähe havarierte. In den umliegenden Dörfern wurde eine Rettungsmannschaft zusammengestellt, die unter widrigen Wetterbedingungen fünf Seemänner bergen konnten. Allerdings starben weitere 14 Besatzungsmitglieder bei dem Schiffsunglück.
Typisch Island: Große Steine, starke Fischer
Von Djúpalónssandur könntet ihr an der Küste nach Süden bis Malarrif wandern oder Richtung Norden gehen. Nach ein paar Minuten erreicht ihr die ehemals besiedelte Bucht Dritvík. Vom 16.-19. Jahrhundert war Dritvík einer der bedeutendsten Orte für den Frühlingsfischfang in Island.
Ihre Kräfte zeigten die Fischer am Strand von Djúpalónssandur. Dort liegen noch heute vier Steine unterschiedlicher Größe. Zumindest den drittschwersten Stein mussten sie mindestens bis zur Hüfte anheben können, um eine Anstellung zu erhalten. Zeit für ein Workout …
Trockenfisch und Labyrinth
In Dritvík selbst muss es während der Saison voller Leben gewesen sein. In den Hochzeiten arbeiteten und lebten dort bis zu 600 Fischer, dazu kamen Frauen und Kinder. Gefunden wurden die Überreste von 10 Hütten, in denen der gefangene Fisch zum Trocknen aufgehängt wurde.
Etwas weiter westlich nach Westen stoßt ihr auf ein in Island einzigartiges Kulturgut, ein Labyrinth. Warum diese aus Lavabrocken errichtete Anlage gebaut wurde, ist unbekannt. Vielleicht war es ein Zeitvertreib der Fischer, jedenfalls datiert das Labyrinth um das 16. Jahrhundert.
Zwischen Ringkratern Seevögel beobachten
Nach diesem Abstecher ans Meer wendet ihr euch zurück auf die Straße 574 und cruist weiter nach Norden. Links der Straße zweigt eine Piste zu den Kratern Hólahólar ab. Der Weg führt direkt in den Ringwallkrater Berudalur, in dem ihr euch wie in einem von der isländischen Natur geformten Amphitheater fühlen werdet.
Etwas weiter nördlich bei Eyrar wartet eine Vogelbeobachtungsstelle auf euch. An der Küste nisten Trottellummen, Tordalk, Eissturmvögel, Mantelmöwen, Dreizehenmöwen und die Krähenscharbe. Von der Plattform aus lassen sich die Vögel in ihren Nestern und beim An- und Abflug an den Felsen gut beobachten.
Brunnen mit Bierquelle
Wenn ihr einen engen Zeitplan habt, bleibt auf der Straße und weiter nördlich könntet ihr den in wenigen Minuten Fußmarsch erreichbaren Vulkankrater Saxhólar besichtigen.
Falls ihr Zeit und Lust auf eine längere Wanderung habt, dann nehmt doch den Weg vom Parkplatz durch das stark bemooste Lavafeld Neshraun. Auf dem Weg bieten sich immer wieder Blicke auf Vulkankrater, die Hügelkette Neshólar und Möglichkeiten für ein Picknick.
Am Endpunkt der Wanderung liegt der Leuchtturm Öndverdarnes. Nahe dem Leuchtturm befindet sich der Brunnen Fálki. Der Sage nach soll der Brunnen über drei Quellen verfügen, eine mit normalem Wasser, eine mit heiligem Wasser und eine mit Bier!
Endpunkt Hellissandur
Wenn ihr die Wanderung oder den Ausflug mit dem Auto nach Öndverdarnes hinter euch und damit die Halbinsel Snaefellsnes beinahe umrundet habt, erreicht ihr durch das Lavafeld Bekkjahraun das nördliche Ende des Nationalparks Snaefellsjökull. Der Vulkan liegt noch immer zu eurer Rechten, die von Lavaströmen zerfurchten Hänge sind gut zu sehen, und vor euch beginnt das Dorf Hellissandur.
Auch dort gibt es ein Nationalparkzentrum, aber auch das 2017 neu eröffnete und sehenswerte Fischereimuseum. Neben Ausstellungsstücken rund um die Küstenfischerei zeigen Filme den Alltag auf See und in der kleinen Gemeinde zwischen Nordatlantik und Snaefellsjökull. Besonders eindrucksvoll ist das 1826 gebaute, offene Achter-Ruderboot Bliki, das bis zum Jahr 1965 von den Fischern genutzt wurde.
Konzert in der Fischfabrik
Falls ihr etwas mehr Zeit rund um den Nationalpark Snaefellsjökull verbringt und nach Abendunterhaltung sucht, könntet ihr euch im Theater „The Freezer“ umsehen.
Vor allem im Sommer werden in der ehemaligen Fischfabrik Performances, Theaterstücke und Konzerte aufgeführt.
Kirche und Wasserfall
Bei Hellisandur endet der Nationalpark, aber der Vulkan bleibt auch auf der Weiterreise an der Nordküste von Snaefellsnes noch länger euer Begleiter.
Zwei besondere Punkte sollte ihr zwischen Hellisandur und Rif auf jeden Fall besuchen: die für Fotos perfekt vor dem Gletscher liegende Kirche Ingjaldshóll und den sich wenige Kilometer östlich gelegenen Wasserfall Svödufoss. Von dem aus führt übrigens ein Wanderweg auf den Gipfel des Snaefellsjökull und für weniger Ambitionierte zum dem Vulkan vorgelagerten Berg Búrfell.
Vom Búrfell habt ihr einen fantastischen Blick über den nördlichen Teil des Nationalparks Snaefellsjökull, und bei gutem Wetter könnt ihr sogar die Westfjorde von Island sehen.
Wenn ihr länger auf der Halbinsel Snaefellsnes bleibt und mehr Tipps sucht, dann schaut euch dazu unseren Beitrag an.
Bilder: Thomas Linkel (6), Carina Pilz (1), unsplash: John Cafazza, Martin Brechtl, Matt Hanns Schroeter, Nico Meier, Robby McCullough, Tomas Robertson, flickr: Domenico Convertini, CJuneau, Margret Adamsdóttir, Eric Kilby (2), Joisey Showaa, Navin75,