Der Strand Reynisfjara
Der Strand von Reynisfjara – auch als Black Sand Beach bekannt – gehört zu den faszinierendsten, aber gleichzeitig gefährlichsten Küstenabschnitten auf der Vulkan-Insel Island. Vielen gilt er als einer der schönsten Strände außerhalb der Tropen. Was diesen Ort so einzigartig und beliebt macht, erklären wir euch in unserem Beitrag.
Weil das landschaftliche Highlight einfach zu erreichen ist
Auf der klassischen Islandreiseroute, der Ringstraße, zweige ich mit meinem Mietwagen 5,5 Kilometer westlich von Vík í Mýrdal in die Straße 215 ab. Der Weg endet unmittelbar an einem großen, kostenlosen Parkplatz nur wenige Gehminuten vom Strand Reynisfjara entfernt.
Obwohl es noch früher Morgen ist, stehen schon einige PKWs und Busse auf dem Areal. Nicht weit entfernt liegt der südlichste Bauernhof von Island, neben dem Kühe grasen und Wäsche im Wind flattert. Noch ein schneller Kaffee aus der Thermoskanne und ein Müsliriegel zur Stärkung und dann starte ich voller Vorfreude samt Fotoequipment, Brotzeit und festem Schuhwerk.
Weil hier Naturgewalt tobt
Direkt am Zugang zum Strand bleibe ich abrupt stehen. Vor mir ein riesiges gelb-leuchtendes Hinweisschild, auf dem die Besucher auf die Verhaltensregeln am Ozean aufmerksam gemacht werden. Begriffe wie Danger, Death und safetravel springen mir sofort ins Auge. Ich lese weiter…
Die Gefahr kommt vom Meer: Unscheinbare, aber tödliche Wellen – auch bekannt als Sneaker Waves tauchen oft ganz plötzlich auf, sind viel größer als erwartet, überfluten den Strand und reißen mit ihrer immensen Wucht Menschen mit ins Meer. Wichtig beim Besuch dieses Strandabschnitts in Island ist es deshalb, ausreichend Abstand zum Meer zu halten und den Wellen nicht den Rücken zuzudrehen. Kaum irgendwo sonst werden euch Naturgewalten so deutlich vor Augen geführt wie hier am schwarzen Vulkan-Strand.
Weil bereits der erste Eindruck staunen lässt
Ein kurzer Fußmarsch führt mich direkt hinab zum Strand. Bereits aus der Entfernung kann ich die drei (je nach Wetter und Perspektive klarer oder im Nebel verschwunden) markanten Basaltfelsen sehen, die aus dem Atlantik ragen. Auch der Reynisfjall, ein 340 Meter hoher Tuffberg (Tuff ist ein vulkanisches Eruptivgestein) thront majestätisch über dem kilometerlangen Sandstrand.
Weil schwarzer Vulkan-Sand eine Seltenheit ist
Die allermeisten Strände auf der Welt haben braunen, weißen oder goldfarbenen Sand. Genau wie der Diamond Beach an der Gletscherlagune Jökulsárlón im Südwesten von Island besteht auch Reynisfjara aus schwarzem, körnigen Lavasand. Dies ist auf die Erosion von vulkanischen Eruptivgestein zurückzuführen. Kühlt nach einem Vulkanausbruch Lava aus und härtet ab, wird sie schwarz. Was davon übrig bleibt, könnt ihr hier am Strand sehen.
Weil von Mythen erzählt wird
Unmittelbar vor der Küste ragen 66 Meter hohe Basaltfelsnadeln aus dem Meer, die Reynisdrangar genannt werden.
Einer isländischen Legendenach handelt es sich dabei um zwei Trolle, die einen gestrandeten Dreimaster an Land ziehen wollten. Dabei vergaßen sie die Zeit, erreichten deshalb den schützenden Berg Reynisfjall zu spät, wurden vom Schein der auftretenden Sonne getroffen und erstarrten zu Stein.
In Wahrheit sind die Reynisdrangar-Felsnadeln Überreste der letzten Eiszeit, die zuvor Teil der Reynisfjall-Bergkette waren.
Weil der Besuch einer Höhle ein Abenteuer ist
Reynisfjara hat noch viel mehr zu bieten: An der Küste am Fuße des langgestreckten Berges Reynisfjall befinden sich einzigartig schöne Basalsäulenformationen. Nach Osten bilden diese eine große Höhle die den Namen Hálsanefshellir trägt. Auch hier ist Vorsicht geboten: Bevor ihr zur Höhle wandert, solltet ihr unbedingt beobachten, wie nah die Wellen der Höhle kommen oder ob sie die Höhle sogar überfluten.
Weil für jeden etwas dabei is
Ich bestaune die natürliche Ordnung und Gleichmäßigkeit der Basaltsäulen. Ein Kunstwerk für sich. Die meisten dieser Formationen sind Millionen Jahre alt. Touristen neben mir machen in ihren bunten Regenjacken Selfies vor und auf den Basaltsäulen. Ein junges Paar macht es sich gerade auf dem Gestein bequem und schleckt genüsslich ein Eis. Darüber umkreisen hunderte Vögel mit lautem Kreischen die Spitze des Berges.
Weil hier Trubel und Entspannung kein Widerspruch sind
Ich lasse die Menschenmassen links liegen und spaziere am Strand entlang. Diese Idee haben anscheinend nicht sehr viele andere Touristen, denn nach nicht allzu langer Zeit bin ich bereits ganz alleine unterwegs. Ich genieße die Ruhe, beobachte die Seevögel, die sich vom Wind treiben lassen, lausche den peitschenden Wellen, fotografiere diese beeindruckende, wilde Landschaft und atme die klare Luft ein.
Weil man hier auf den Geschmack kommen kann
In Island gibt es kein schlechtes Wetter, sondern nur falsche Kleidung und deshalb gehe ich immer gut ausgerüstet, und dazu gehört definitiv eine Regenjacke, los.
Nach einer halben Stunde Fußmarsch lege ich meine Jacke als Deckenersatz auf den weichen Sand und packe mein Picknick aus: Bretter, Messer, Brot, Butter und meine Leibspeise Lachs. Lachsbrote gehören hier auf Island fast schon zu meiner täglichen Mahlzeit und ich kann nicht genug davon bekommen.
Was gibt es Schöneres, als hier auf Island am Strand Reynisfjara zu sitzen, feine Lachsbrote zu essen und das Naturspektakel zu bewundern? Ich genieße die Ruhe, die Stille, die Weite, das Freiheitsgefühl und die Einsamkeit. Ich spüre die Gischt in meinem Gesicht und den Wind, der meine Haare zerzaust. Meine Sorgen, mein Alltag daheim,sind wie weggeblasen, ich könnte stundenlang den Wellen zusehen.
Weil Reynisfjara ein Schauplatz für die ganze Welt ist
Während ich die Eindrücke auf mich wirken lasse, schleichen sich die Geigen aus dem Intro der Serie Game of Thrones in meinen Kopf, und es kommt mir so vor, als müsste ich gleich die Flotte von Jon Snow sehen. Der Nebel hängt tief über dem Atlantik, die Wolken sind grau in grau, der Wind saust umher und die tobenden Wellen untermalen diese Szenerie.
In Island und speziell am Strand Reynisfjara sind einige bekannte Werbeclips, Filme und Serien gedreht worden. Vielleicht erkennt ihr bei der nächsten Folge Game of Thrones ja den Black Sand Beach.
Zurück am Parkplatz suche ich mir im Restaurant am Fußes des Berges ein ruhiges Plätzchen am Fenster mit tollem Blick aufs Meer. Mit einem warmen Cappuccino in der Hand beobachte ich die vielen Menschen auf ihrem Weg zu den Basalsäulen.
Weil stille Orte den Ausflug zu etwas Besonderen machen
Auf meiner Rückfahrt von Reynisfjara zur Ringstraße halte ich an einer kleinen, typisch isländischen Kirche namens Reyniskirkja.
Sie hat eine weiße Fassade, einen niedrigen Turm, ein rotes Dach und einen Holzzaun. Um die Kirche herum gibt es einen kleinen Friedhof mit etwa zwanzig Gräbern, von denen viele aus den frühen 1900er Jahren stammen. Die Lage der Kirche ist atemberaubend und malerisch: Sie ist umgeben von Bergen und saftig grünen Wiesen. Reyniskirkja selbst wirkt wie ein Farbklecks in der Landschaft.
Weil es in der Gegend um Reynisfjara viel zu entdecken gibt
Das südlichste Kap Islands: Dyrhólaey
Westlich von Vík í Mýrdal gelangt ihr zum südlichsten Punkt Islands. Von dort aus habt ihr einen tollen Rundum-Blick über die gesamte Südküste: von Reynisfjara bis hin zu den Reynisdrangar und bei guter Sicht noch viel weiter. Dass ihr richtig seid, merkt ihr, wenn ihr den fotogenen Leuchtturm seht. Und vergesst nicht, nach den süßen Papageientauchern Ausschau zu halten, die an der Steilküste in Erdhöhlen brüten.
Das südlichste Dorf der Insel: Vík
Ein sehr bekanntes Fotomotiv ist die kleine Ortschaft Vík mit ihrer rot bedachten Kirche. Von Reynisfjara aus braucht ihr mit dem Auto nur etwa 10 Minuten dorthin. Vík ist ein süßer Ort mit schwarzen Stränden, einem historischen Museum, Cafés, Shops und einem Schwimmbad. Die isländsische Mystery-Serie „Katla“ wurde übrigens im Ort gedreht.
Der Wasserfall Skógafoss
30 Autominuten von Reynisfjara auf der Ringstraße Richtung Westen liegt in einer atemberaubenden Landschaft der Wasserfall Skógafoss, der eine Fallhöhe von 60 Metern hat. Von der Aussichtsplattform habt ihr einen beindruckenden Blick auf die umliegende Umgebung, den Fluss Skóga und den Wasserfall selbst. Habt ihr noch Energie, empfehle ich euch den Wanderweg hinauf zum Pass Fimmvörduháls. Mit einem Stopp im Museum von Skóga rundet ihr diesen Ausflug zum Wasserfall ab.
Flugzeugwrack am Sólheimasandur
Spätestens seit Justin Bieber in seinem Song I´ll show you mit dem Skateboard über das Wrack einer abgestürzten DC-3 rollte, zählt es zu einem der Instagram Hot-Spots auf der Insel. Ausgehend von einem Parkplatz direkt an der Ringstraße erreicht ihr es nach einem 2,5 Kilometer langen Fußmarsch. Tipp: Einfach den Spuren folgen, mitten im schwarzen Sand liegt dann das silbern schimmernde Flugzeugwrack.
Übernachten mit isländischem Stil
Damit ihr genügend Zeit habt, euch die landschaftlichen Highlights rund um Reynisfjara anzusehen, am Strand zu spazieren, den Möwen hinterherzugucken und die Gischt der Wellen auf der Haut zu spüren, nehmt euch doch ein gemütliches Ferienhaus in der Nähe von Skógar oder Hvolsvöllur.
Fotos: Carina Pilz (11), Thomas Linkel (6), Bogdan Pasca/unsplash, 66-north-Ke-So/unsplash