Bergwelt Landmannalaugar
Kaum ein Gebiet in Island hat eine größere Anziehungskraft als Landmannalaugar. Bunte Berge, klare Seen, in denen sich der Himmel spiegelt, mit leuchtend grünem Moos bedeckte Hänge, heiße Quellen zwischen Schnee und Eis und noch vieles mehr machen dieses Areal im Hochland nicht nur zum Wandern so attraktiv.
Wie kommt ihr dorthin?
Landmannalaugar erreicht ihr mit einem 4x4 Geländewagen über verschiedene Pisten, entweder ab der Ringstraße von Süden über die F208, die hinter Landmannalaugar weiter nach Norden Richtung Hochland führt und nahe Hrauneyjar an der F26 (Sprengisandur-Piste) endet.
Oder nördlich des Vulkans Hekla über die sandige Piste F225 vorbei an der Höhle Landmannahellir, bis sie kurz vor dem See Frostadavatn auf die F208 stößt.
Landmannalaugar liegt im Fjallabak-Reservat (Friðland að Fjallabaki), einem Naturschutzgebiet im Hochland, in dem nur auf den dafür ausgewiesenen Campingplätzen und in den Hütten der Wandervereine übernachtet werden darf.
Grundsätzlich könnt ihr natürlich nur für einen Tagesausflug mit eurem 4x4 vorbeikommen, um im warmen Bach von Landmannalaugar zu baden oder zumindest einen der unzähligen Berge zu besteigen. Allerdings verpasst ihr dann die große landschaftliche Vielfalt des Gebiets, die ihr auf den gut angelegten, viele Kilometer umfassenden Wanderwegen kennen lernen könnt.
Wanderung auf den Bláhnjúkur
Bei einem Tagesausflug solltet ihr den Hausberg von Landmannalaugar, den Bláhnjúkur (945 m), besteigen. Auch wenn dieser vegetationslose Berg vom Campingplatz sehr hoch aussieht, ist die Tour mit etwas Trittsicherheit und Kondition in drei Stunden zu schaffen. Stöcke sind dabei sinnvoll. Vom Campingplatz aus quert ihr einen Fluss auf einer Brücke, dann führt der Weg über grauen Schotter und den Bergrücken hinauf, bis schließlich etwas unterhalb des Gipfels noch einige Serpentinen zu bewältigen sind. Von oben habt ihr einen atemberaubenden Ausblick auf das Flusstal und die von farbigem Ryolithgestein geprägten Berge.
Wenn ihr anders absteigen wollt, dann biegt ihr etwas unterhalb des Gipfel nach rechts auf einen zuweilen steilen Steig ab, der an einem Bach mündet und den ihr je nach Wasserstand durchwaten müsst. Der Rückweg führt euch oberhalb der Schlucht Graenagil zurück zum Campingplatz.
Berge, Obsidian, Maar und geheimnisvolle Forellen
Egal, ob ihr nur für einen Tagesausflug oder mehrere Nächte in Landmannalaugar seid, neben der einfachen Tour auf den Bláhnjúkur solltet ihr unbedingt den auf zwei Seiten von Bergen umgebenen See Frostadavatn besuchen und vielleicht an seinem Ufer picknicken.
Häufig liegt die Seeoberfläche wie ein überdimensionierter Spiegel in der düsteren Vulkanlandschaft, auf einer Seite hat sich der Obsidianstrom Námshraun in den See ergossen.
Einige Hundert Meter weiter nordöstlich liegt ein gewaltiger Krater, das Maar Ljótipollur. Es stammt von einem Vulkanausbruch im Jahr 1477, als aufsteigende basaltische Schmelzmassen mit dem Grundwasser der Tungnaá-Niederung in Kontakt kamen und eine gewaltige Explosion hervorriefen.
Obwohl Ljótipollur „hässliche Pfütze“ bedeutet, ist das Maar wunderschön. An den Seitenwänden schiebt sich knallgrünes Moos zwischen blutrotes Gestein und schwarze Lavafelsen. Übrigens schwimmen in dem 14 Meter tiefen See Forellen, von denen man trotz wissenschaftlicher Untersuchungen bis heute nicht weiß, wie sie dort hineingekommen sind.
Ganztageswanderung mit Wow-Effekten
Die Skalli-Runde (6-7 h, Kondition und Trittsicherheit erforderlich) führt euch vom Campingplatz Landmannalaugar 18 Kilometer über Berg und Tal durch vulkanische Urlandschaft. Obwohl der Weg ausgeschildert ist, solltet ihr v. a. im Frühsommer ein GPS dabeihaben, da ihr auf Schneefelder stoßen könnt, die die Orientierung beim Wandern erschweren.
Berge und immer wieder bunte Berge
Vom Campingplatz aus geht ihr zunächst den Weg über eine Fußgängerbrücke bis zum Bláhnjúkur, den ihr dann jedoch rechts zurücklasst. Weiter über das schottrige Flussbett stetig bergauf wandern, bis ihr auf dem ersten Gipfel einen tollen Blick auf Gletscher und Berge des Torfajökull-Gebiets habt.
Nach etwa 1,5 h solltet ihr nicht unterhalb des Gipfels den Skjalli umgehen, sondern hinaufsteigen, denn von oben ist die Aussicht atemberaubend. Ihr blickt auf eine Welt aus Feuer und Eis, in der Sonne gleißende Gletscher mit Nunataks, schwarz-grau schimmernde Vulkane, Berge in den Farben Gelb, Rot, Ocker und sogar Blaugrün, dazwischen immer wieder dampfende Quellen. Im Gegenlicht glitzernde Bachläufe, über Bergrücken führende Wanderwege, darauf wie farbige Tupfen andere Wandernde und immer wieder durch die Bergwelt streunende Schafe.
Tagelang über Berge wandern
Einige Kilometer weiter stoßt ihr auf den berühmtesten Fernwanderweg von Island, den Laugavegur. Links von euch findet ihr eine Halde aus grün-schwarz schimmerndem Obisidian, Richtung Landmannalaugar müsst ihr euch dann aber nach rechts wenden.
Nachdem ihr etwas später an einigen Dampfquellen vorbeigewandert seid, solltet ihr für einen fantastischen 360-Grad-Blick auf den Berg Brennisteinsalda (855 m) steigen.
Wem die lange Skalli-Tagestour zu weit ist, der steigt einfach direkt auf den Brennisteinsalda (Rundweg 4 h). Der Berg besteht aus farbigem Rhyolithgestein, einige Flächen sind von Eisenoxid so rot gefärbt, als ob der Berg bluten würde. Verlasst den Gipfel Richtung Norden, am Fuß des Berges wandert ihr zuletzt noch über eine oft feuchte Ebene, auf der sich Wollgras im Wind wiegt, bevor ihr wieder euer Zelt erreicht.
Rastplatz seit Jahrhunderten
Landmannalaugar hat seinen Namen von einer heißen Quelle, die unter dem Lavafeld Laugahraun entspringt, und ist seit Jahrhunderten ein Rastplatz für Menschen.
Zunächst für Schafhirten, die in der Nähe der heißen Quelle übernachteten, während sie ihre Schafe im Herbst einsammelten, bevor der erste Schnee fiel, später von Wissenschaftsreisenden und schließlich von TouristInnen aus der ganzen Welt.
Weltberühmter Wanderweg über Berge: Laugavegur
Neben vielen TagestouristInnen, Campern und 4x4-Enthusiasten kommen auch diejenigen in die Berge von Landmannalaugar, die von dort auf dem Laugavegur in vier Etappen über das Hochland bis in den Süden in das Tal von Thórsmörk wandern oder unterwegs sind.
Die eigentlich relativ einfache Route kann bei schlechtem Wetter, mit unzureichender Ausrüstung oder mangelhafter Kondition gefährlich und mühsam werden. Bei guter Vorbereitung ist es aber einer der landschaftlich schönsten Wanderwege der Welt.
Superlativ Eldgjá
Wer die Wanderwege rund um Landmannalaugar ausgiebig erkundet hat, sollte sich auf jeden Fall über die Piste F208 nach Südosten zur Eldgjá (Feuerschlucht), der größten Eruptionsspalte der Welt, aufmachen. Nach einigen Bach- und Flussdurchquerungen auf der ca. 32 km langen Route erreicht ihr den Eingang zu dem gewaltigen Eruptionsgraben.
Die Eldgjá ist Teil des Katla-Geoparks und stammt von einem Vulkanausbruch rund um das Jahr 934 n. Chr., als auf einer Länge von mindestens 50 km die Erde aufbrach und Feuer und Lava aus dem Erdinneren emporschossen. Forschungen haben ergeben, dass die Spalte vom Mýrdalsjökull und dem unter ihm liegenden Vulkan Katla bis hin zum Vatnajökull verläuft. Der beeindruckendste Teil ist der etwa 8 km lange Abschnitt den ihr von Landmannalaugar oder der Ringstraße aus über die Piste F208 erreicht.
Wandern, wo einst Lava und Feuer tobten
Stellt euren Jeep ab und wandert etwa 4 km in die Schlucht hinein, bis ihr die Aussichtsplattform am Wasserfall Ófaerufoss erreicht. Der Ófaerufoss ist ein zweistufiger Wasserfall im Fluss Nydri-Ófæru, der in die Eldgjá-Schlucht stürzt. Der untere Teil des Wasserfalls wurde bis 1993 von einem natürlichen Steinbogen überspannt, der von Frühjahrsschneeschmelzwassern davongerissen wurde. Früher erzählte man sich, dass hier der Eingang zur Unterwelt wäre.
Auf eurer Wanderung zum Wasserfall werdet ihr Schafen begegnen, die an dick bemoosten Hängen entlangstreifen, ihr werdet Bäche überqueren und gewaltige Felsbrocken passieren. Die Eldgjá ist in diesem Bereich etwa 400 m breit und ca. 150 m tief. Bei schlechtem Wetter strahlt sie eine düstere Weltuntergangsstimmung aus, bei gutem Wetter sind die Ausmaße mit menschlichen Sinnen nur schwer zu erfassen.
Lavaströme bis zum Atlantik
Oder könnt ihr euch vorstellen, dass ihr nun dort wandert, wo die Erde auf einer Länge von 50 Kilometern Lava ausgestoßen hat? Dieser Ausbruch war jedenfalls eine katastrophale Eruption, die weltweite Auswirkungen hatte.
Die Tephra (unverfestigte, pyroklastische Ablagerungen) ist in der nördlichen Hemisphäre weit verbreitet. Das gesamte Magmavolumen des Eldgjá-Ausbruchs wird auf etwa 19 km3 geschätzt. Die Lava floss vom Hochland in Richtung Álftaver auf den Mýrdalssandur, entlang des Flusslaufs der Skaftá und hinunter bis nach Meðalland, wo sie schließlich sogar den Atlantik erreichte.
Die Eldgjá-Lavaströme sind nicht nur für isländische Verhältnisse groß, sondern gehören auch seit dem Ende der Eiszeit vor etwa 10.000 Jahren zu den größten Lavaströmen auf der Erde. Auf einer entspannten Tagestour von Landmannalaugar aus habt die Möglichkeit, den Ort dieser gewaltigen Naturkatastrophe zu entdecken.
Noch mehr Abenteuer im Hochland erwünscht?
Wie wäre es mit einem Ausflug von Landmannalaugar zum See Langisjór? Zunächst haltet ihr euch auf der Piste Richtung Eldgjá, dann biegt ihr auf die F235 ein.
Ihr quert mehrere Bäche und schaukelt durch eine Welt aus grün bemoosten Bergen und kargen, fast vegetationslosen Tälern; Ausnahmen sind giftgrün bemooste Bachränder. Der 26 km2 große und von schwarz-grauen Bergen umgebene Langisjór gehört zu den schönsten Seen in Island. Einen fantastischen Ausblick habt ihr vom Gipfel des 1.090 m hohen Sveinstindur, für diese Wandertour solltet ihr ca. 4 h einplanen und gutes Wetter haben, da die Wegmarkierungen teilweise rudimentär sind.
Haben wir euer Interesse am Hochland geweckt? Dann schaut doch bei unserem allgemeinen Blogeintrag über das Hochland vorbei und holt euch Pisten-Tipps für weitere atemberaubende Momente in Island. Ein perfektes Ferienhaus für Tagestrips ins südliche Hochland liegt nahe der Piste nach Landmannalaugar.
Fotos: Thomas Linkel (13), unsplash: Davide Cantelli (1), Andrea Zanenga (1), Marc Thunis (1), Nancy O Connor (1)