Die magische Anziehungskraft der Islandpferde
„Warum lebst du in Island, war es die Liebe oder waren es die Pferde?" Diese Frage hört man sehr, sehr oft, wenn man als deutschsprechende Ausländerin in Island wohnt. Bei mir waren es die Pferde – und die Liebe zur isländischen Natur, in der man so wunderbar reiten kann.
Andere Auswanderer folgten auch den Spuren von „Nonni und Manni“ aus der gleichnamigen Fernsehserie, in der zwei süße isländische Jungs auf ihrem hübschen Schimmel mit fliegender Mähne durch Island reiten und nicht nur Pferdemädchen begeisterten.
Das besondere Land für Pferdefreunde
Ich hatte das Glück, die einzigartigen Islandpferde schon als Kind in meinem Heimatland Österreich kennen- und lieben zu lernen – ein Ausflug nach Island war daher schon früh ein großer Traum. Natürlich wollte ich auch reiten, also war mein erster Urlaub in Island eine Reittour auf der wunderschönen Halbinsel Snaefellsnes.
Das Reiten im schnellen Tölt, der besonders weichen Gangart der Islandpferde, mit einer Herde freilaufender Pferde am endlosen hellen Sandstrand ist ein unvergessliches Erlebnis – und manchmal der Beginn eines weiteren Lebensweges mit Pferden in Island …
Die töltenden Wikingerpferde
Vor über 1000 Jahren brachten die Wikinger auf ihren Schiffen kleine, aber sehr starke Pferde nach Island, die sich für die raue Natur der Insel gut eigneten. Die ersten Siedler wählten wahrscheinlich nur ihre besten Pferde, die seither rein gezüchtet wurden und deren Nachkommen heute in vielen Ländern als Freizeit- und Sportpferde beliebt sind. Islandpferde zeichnen sich insbesondere durch ihr freundliches Wesen und den "Tölt" aus, eine zusätzliche Gangart im Viertakt, in der man auch weite Strecken bequem zurücklegen kann.
Die für den Reiter unangenehme Sprungphase im Zweitakt des Trabs fällt dabei weg. So wie einst die Wikinger und Reisende bis weit in das 20. Jahrhundert unterwegs waren in einem Land, in dem es kaum Straßen für Kutschen gab, reiten Isländer auch heute noch lange Strecken in unwegsamen Gelände. Aber auch für Anfänger und Kinder die noch nie geritten sind, ist ein Ausflug auf dem Pferderücken in Island sehr zu empfehlen.
Ein großes Angebot an Reittouren
Wer in Island reiten möchte, kann unter einem vielfältigen Angebot an Reittouren bei großen Veranstaltern, aber auch auf vielen kleinen Höfen im ganzen Land wählen
Das Angebot reicht von gemütlichen Ausritten von einer Stunde über abwechslungsreiche Halbtages- und Tagestouren bis zu abenteuerlichen mehrtägigen Hochlandritten und vom spontanen Reiten zum Kennenlernen des Islandpferdes bis zum Reiturlaub für die ganze Familie.
Das Reiterlebnis für alle Ansprüche
In allen Landesteilen findet man Anbieter von kurzen Touren, bei denen sehr unterschiedliche Landschaften erkundet werden, wobei einige nur bei einem Ausflug zu Pferd erreichbar sind. Obwohl diese Touren meist für Anfänger geeignet sind, kommen auch erfahrene Reiter oft auf ihre Kosten.
Viele Höfe verfügen über gute Pferde, die für unterschiedliche reiterliche Niveaus geeignet sind, und bieten so Anfängern und Fortgeschrittenen die Möglichkeit, zusammen zu reiten. Die weichen Gangarten und der gute Charakter der Pferde ermöglichen auch unerfahrenen Reitern, etwas flotter als nur im Schritt in der Natur zu reiten. Außerdem werden größere Gruppen oft von zwei Guides begleitet, sodass sie unterwegs aufgeteilt werden können.
Viel Auswahl und Spaß im Tölt
Einige Höfe, insbesondere in Südisland im Umkreis von nur etwa einer Fahrstunde von Reykjavík, bieten sowohl Touren unterschiedlicher Länge als auch spezielle Touren für erfahrene Reiter an, die auf gut ausgebildeten Pferde insbesondere in der Gangart Tölt reiten können.
Manchmal genießen Gäste nach dem Ausflug zum Mittagessen isländische Spezialitäten oder lauschen Geschichten über Island, seine Bewohner oder auch die Elfen, die in Island wie die Pferde ein wichtiger Bestandteil der Natur sind.
Tagestouren in einzigartiger Natur
Bei Tagestouren können bei manchen Anbietern entweder Ausritte oder auch eine Kombination aus Reiten und einer anderen Aktivität gebucht werden – wie Walbeobachtung, einem Bad in der Blauen Lagune oder einem Ausflug mit dem Bus zu bekannten Sehenswürdigkeiten in Island. Auf Tagesritten werden meist Distanzen von 20 bis 25 Kilometern zurückgelegt, wobei lange Etappen in flottem Tölt geritten werden, der in etwa Trabtempo entspricht, aber wesentlich angenehmer zu sitzen ist.
Reiter können zwischen vielen abwechslungsreichen Routen wählen, können mit begleitenden Pferdeherden auf weichen Wegen über Grasebenen, entlang von Flussufern oder in vulkanische Berge reiten und versteckte Schönheiten der Natur entdecken. Nicht selten geht bei einem taktklaren Tölt oder flottem Galopp am schwarzen Lavasandstrand ein Traum in Erfüllung!
Reiten in Reykjavík
Sogar innerhalb des Hauptstadtgebietes werden unterschiedlich lange Touren in überraschend vielfältiger Natur angeboten. Gut ausgebaute Reitwege führen teilweise auch durch Wohngebiete und verbinden für Island typische "Pferdedörfer", wo hauptsächlich im Winter Pferde gehalten werden.
. Wunderschöne Reitwege führen durch ein Naturschutzgebiet mit Wäldern und Seen bis weit hinaus in einsame Gegenden und machen einen Ausflug auf dem Pferderücken vor den Toren von Reykjavík zu einem besonderen Erlebnis.
Mit einer Pferdeherde durch das Hochland
Viele Reiter sind der Meinung, dass die schönste Art, in Island zu reisen, ein mehrtägiger Ritt mit einer Herde freilaufender Pferde ist, insbesondere im unberührten Hochland. Isländer reiten gerne in eher flottem Tempo meist im Tölt weite Strecken, daher werden mehrere Pferde pro Reiter mitgenommen, die einfach frei mitlaufen.
In allen Landesteilen werden abenteuerliche Ritte mit Unterkunft in einfachen Berghütten mitten in der Weite der isländischen Natur angeboten. Alte Routen, die schon von den Wikingern benutzt wurden, führen durch beeindruckende Landschaften im Hochland weit abseits der touristischen Pfade.
Teilnehmer reiten durch faszinierende vulkanische Gebiete vorbei an heißen Quellen und Kratern, am Fuße der Gletscher oder durch unwegsames Gelände in den Bergen. Ebenen aus schwarzem Sand wechseln sich ab mit moosbewachsenen Lavafeldern, endlosen lila blühende Lupinenfeldern und kleinen Wäldern.
Ein Winterausritt in Island
Auch im Winter ist ein Ausflug mit Islandpferden ein Erlebnis, das sich Reitfreunde nicht entgehen lassen sollten. Winter ist in Island Reitsaison, und die Pferde, die in den Sommermonaten das Leben auf riesigen Weiden genießen, kommen in den Stall.
Angenehm warme Overalls schützen gut vor Kälte und dem berühmten isländischen Wind, und Islandpferde sind in ihrem plüschigen Winterfell besonders liebenswert. Sehr empfehlenswert ist nach einem Ausflug mit Pferden in bezaubernder Winterlandschaft ein entspannendes Bad in einem Hot Pot, vielleicht sogar unter den magischen Nordlichtern!
Fotos: Thomas Linkel (6), Eldhestar (4), Tim Seidl (2)